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Die 17-Jährigen geben Gas

Jugendliche stehen Schlange in den Fahrschulen des Kreises Paderborn

Von Franz-Josef Herber (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Paderborn (WV). »Jetzt Gas geben - komm rein, wir sagen Dir wieÕs geht!« Auf diesen Werbeslogan springen die 17-Jährigen derzeit an. Jugendliche in Nordrhein-Westfalen in diesem Alter haben seit Anfang Oktober die Chance, früher als sonst den Führerschein zu machen.

Und im Kreis Paderborn wird diese Möglichkeit reichlich genutzt. Knapp 50 »Fast-Erwachsene« stehen beispielsweise in diesen Tagen bei der Paderborner Fahrschule Heggemann am Dr.-Rörig-Damm Schlange. Was Inhaber Michael Heggemann naturgemäß freut, aber auch wundert. »Jugendliche geben eigentlich lieber Geld für andere Dinge aus«, staunen der 49-jährige Fahrlehrer und seine Frau Marion. So habe beispielsweise ein junger Mann die 1000 Euro, die er von seiner Oma für den Führerschein erhalten hat, für Musikboxen verjubelt. Doch die Jungen und Mädchen scheinen trotz hoher Anschaffungskosten für Pkw und steigender Benzinpreise richtig heiß aufs Autofahren zu sein.
Wie Dennis Wier und Theresa Hake. Die beiden 17-Jährigen lernen zurzeit Verkehrsregeln in Theorie und Praxis und hoffen, spätestens Ende November im eigenen Auto durch die Gegend zu fahren. Das allerdings nur mit Begleitung bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres. Denn das ist eine der Bedingungen für den »Führerschein ab 17«. Der mögliche Beifahrer muss vorher benannt, mindestens 30 Jahre alt, fünf Jahre im Besitz einer gültigen Fahrerlaubnis sein, nicht mehr als drei Punkte im »Sündenregister« von Flensburg haben und - auch nicht mit 0,5 Promille angetrunken sein. Während Dennis Wier dabei ausschließlich auf seinen Vater setzt, hat Theresa Hake mit Vater, Mutter, Onkel, Tante und Opa gleich fünf Begleitpersonen angegeben. »Einer wird sicherlich für mich Zeit haben«, freut sich die junge Dame auf die ersten Spritztouren. Die Fahrlehrer Heggemann wiederum anzweifelt: Sicherlich werde mal Sonntagnachmittags zum Kaffee zu Verwandten gefahren, aber abends in die Disco? »Welcher Vater macht das schon mit?«, glaubt Heggemann nicht an diese Variante der Begleitung. Was auch sein Gutes hat: Ähnlich wie in Niedersachsen, wo der Modellversuch bereits seit eineinhalb Jahren läuft, werden nach Einschätzung des Fahrlehrers, der seit 28 Jahren Schüler ausbildet, die Unfallzahlen mit Jugendlichen und die Disco-Unfälle in NRW deutlich zurückgehen.
Und ein wenig bedauert auch Marion Heggemann die neuen Inhaber der Prüfungsbescheinigung, die mit 18 Jahren dann einen richtigen Führerschein erhalten: »Der Vater sollte nie den Fahrlehrer spielen.«
www.begleitendes-fahren.de

Artikel vom 08.10.2005