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Ein Einsatz für den »Eisvogelmann«

Nach der Althandy-Sammelaktion der Stadt wurden jetzt zwei Brutcontainer aufgestellt

Werther (law). Wie ausgediente Handys einer gefährdeten Vogelart helfen können, das zeigte sich jetzt an einem Umweltprojekt der Stadt Werther: Ziel der Aktion, die mit der Sammlung von Althandys begann, ist es, dem Eisvogel in Werthers Natur eine neue Heimat zu schaffen. Am Mittwochnachmittag wurden die Brutcontainer für Eisvögel vorgestellt.

Einen wahren Experten hatten sich Umweltberater Werner Schröder und sein Mitarbeiter Tobias Schäfer mit Horst Boedler ausgesucht. Seit mehr als 14 Jahren beschäftigt sich Boedler mit dem Eisvogel. »Inzwischen nennen mich alle nur noch den Eisvogelmann«, wirbt Boedler sogar mit seinem Spitznamen, den er vor Jahren bei einem Projekt in Dänemark erhalten hat. Inzwischen betreut Boedler 140 Projekte zwischen »Kopenhagen und Kaiserslautern«, wie er selbst sagt.
»Es wurde ein System entwickelt, das sehr, sehr gut ist«, freut sich Werner Schröder über ein Projekt, das vielversprechend aussieht. Immerhin liege die Annahme der Brutcontainer durch die Vögel bei rund 88 Prozent. Normalerweise nistet der Eisvogel an Flussufern. »Aber heute sind einfach zu viele Flüsse begradigt und einbetoniert«, erzählt Boedlers Sohn Frank. Bei weiteren Reisen unterstützt er seinen Vater mit dem Aufbau und der Anlieferung der Materialien.
Die Firma des »Eisvogelmannes« hat ihren Sitz in Flensburg. Insgesamt zwei Tonnen Material sind in jedem der beiden Brutcontainer verbaut. Eine Tonne macht alleine das »Fundament« aus Baumstämmen aus. Die Stämme kommen allerdings aus Werther. »Es wäre zuviel des Guten, auch noch die Stämme zu transportieren«, berichtet Horst Boedler.
Die Projektkosten sind mit rund 1 500 Euro veranschlagt. Alleine 350 Euro kamen bei der Sammelaktion »Althandys für den Eisvogel« zusammen. Einen Scheck über 1 000 Euro überreichte am Mittwoch vor Ort Heidi Kirsch von der Kreissparkasse Halle.
»Wir haben an diesem Teich optimale Bedingungen«, freut sich Werner Schröder über die Wahl des Standortes an der Kläranlage Siegfriedstraße. »Der Schwarzbach ist ganz in der Nähe, das Gelände ist eingezäunt und das Wasser ist sauber«, so Schröder weiter. Fischuntersuchungen und weitere Nachforschungen hätten optimale Lebensbedingungen für den »Indikator Eisvogel« nachgewiesen. Schröder: »Es gibt auf jeden Fall Potential für mehr.« Ein zweites Containerpaar soll bei einem Landwirt in Deppendorf aufgebaut werden.
Mehr als 1100 Eisvögel hat Boedler in den vergangenen vier Jahren beringt. Wenn alles gut läuft, dann kommen in dieser Saison 1 000 Beringungen hinzu. Vier bis fünf Mal pro Jahr müssen die rund ein Kubikmeter großen Container überprüft und gepflegt werden. Etwa 80 Arbeitsstunden stecken in jedem Containerpaar, das der Eisvogelmann installiert.
Ein Selbstläufer ist die Arbeit von Horst Boedler inzwischen geworden. Zwar sei dies das erste Projekt in NRW, doch auch schon die Städte Detmold, Paderborn und Siegen hätten Interesse angekündigt. Nicht nur für den Eisvogel reicht der Lebensraum im Container aus. Im unteren Bereich der Brutcontainer werden hoffentlich schon bald auch Enten, Zaunkönige, Drosseln aber auch Mäuse und Kleintiere einziehen.
Wie Werner Schröder gestern im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT berichtete, soll sich ein Eisvogel schon kurz nach der Einweihung das neue Domizil näher angesehen haben.

Artikel vom 07.10.2005