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Tor-Trott statt »Fohlen-Galopp«

SC Verl trotz 1:3 mit der Bundesliga-Borussia auf gleicher Augenhöhe

Von Marco Purkhart
und Wolfgang Wotke (Fotos)
Verl (WB). Einerseits hätte Mario Ermisch den 2000 Zuschauern an der Poststraße »etwas mehr Unterhaltung gewünscht«. Andererseits atmete SC Verls Trainer aber erleichtert auf, dass es gegen den Bundesligisten Borussia Mönchengladbach statt einer Kanter-Klatsche am Ende nur eine achtbare 1:3 (0:2)-Niederlage setzte. »Denn am Anfang habe ich arge Bedenken gehabt, dass wir hier richtig hoch einen drauf bekommen.«

Das Gros der Besucher hatte im erfrischend regen Getummel noch nicht einmal die Suche nach einem sonnigen Stehplatz abgeschlossen, da klatsche es schon zweimal so derbe im Kasten von SCV-Keeper Marco Kirchhoff, dass die Zweifel an der Qualität des nicht ganz hochkarätig besetzten Gladbacher Kaders wie weggeblasen schienen.
Die erste Unachtsamkeit bestrafte der belgische Rotschopf Bernd Thijs nach Flanke von Filip Daems bereits in der zweiten Minute kaltschnäuzig mit dem 0:1. Auch der brasilianische Ballzauberer mit dem Künstlernamen »Kahe« ließ sich keine zwei Zeigerumdrehungen später bei aller Latino-Lässigkeit die Elfmeterchance zum 0:2 nicht entgehen und donnerte das Leder nach arrogantem Anlauf präzise unten in die linke Ecke (4.). Zuvor hatte Verls Tobias Beckmann den dynamisch dribbelnden Bekim Kastrati strafstoßwürdig »umgesenst«.
Der Borussen-Blitzstart roch streng danach, als würde der SCV zum ersten Mal in dieser Saison eine (erwartungsgemäße) Lehrstunde erteilt bekommen - es kam völlig anders. Denn statt dem Viertligisten zügig davon zu galoppieren, verfielen die »Fohlen« in einen Trott und trabten nur noch die nötigsten Wege, als wollten sie den Verlern überhaupt keine weiteren Tore einschenken. Obwohl Mario Ermisch seine Elf auf drei Positionen durcheinander gewürfelt hatte, übernahm sie fortan immer mehr die Verantwortung und drückte dem Testspiel ihren spielerischen Stempel auf.
Soner Dayangan kam nach einem langen Sprint sogar zu einer Top-Chance, die Keeper Darius Kampa mit Mühe vereitelte (10.). Besonders unterhaltsam gestaltete sich die Partie allerdings nicht, weil Gladbach in der Defensive keine weiteren Verler Hochkaräter zuließ. Nach Wiederanpfiff drängte der SCV die Berufsfußballer sogar phasenweise bis tief in deren Hälfte zurück - doch leider kamen die Flanken am gestrigen Nachmittag überhaupt nicht.
So musste in der 79. Minute eine Standardsituation für den überfälligen Anschlusstreffer herhalten: Giovanni Taverna wurde rüde gefoult, nachdem er zusammen mit Carlos Castilla die Profi-Abwehr entzaubert hatte. Techniker Mariusz Rogowski legte sich das Leder nun an der Strafraumgrenze zurecht und alle drückten ihm die Daumen. Trifft »Rogo«? Na logo, traumhafter Schlenzer genau in den Gladbacher Giebel - 1:2! Kastratis spätes 1:3 war anschließend etwas ärgerlich (89.). Trotzdem gut verkauft. Ermisch gelassen: »Nase abwischen und weiter.«
SC Verl: Kirchhoff - Beckmann, Cinar (46. Beck), Özkara, Rogowski - Remmert (61. Nguindjell), Hagedorn (46. Taverna), Krause, Schiller - Schmidtgal (46. Castilla), Dayangan (73. Burger).
Borussia M'gladbach: Kampa - Fukal, Zé Antonio (61. Hoffmann), Compper, Daems (46. Puhl) - El Fakiri (80. Kessel), Thijs (46. Kamphuis), Kluge (61. Levels), Spann (80. Kessel) - Kastrati, Kahe (46. Cicen).

Artikel vom 10.10.2005