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Es gibt viele Gründe zu danken

Erstes Erntefest an der Schmiede Mötz kommt bei den Besuchern gut an

Schlangen (mai). »Das hört sich wieder so vertraut an, wie in unserer Kindheit«, sagte gestern eine Besucherin des Erntedankfestes, zu dem Heimat- und Verkehrsverein sowie die Landfrauen rund um die Schmiede Mötz eingeladen hatten. Denn Willi Jelowik bearbeitete in seiner ehemaligen Lehrwerkstatt mit kräftigen Hammerschlägen kleine Hufeisen.

Vor der Schmiede servierten die Landfrauen Schmalzbrote und hatten einen Erntetisch reichlich mit Gaben aus den heimischen Gärten gedeckt. Dort gab es bunte kleine Blumensträußchen, Zucchinis und Kürbisse, Kräuter und Kohl gegen eine freiwillige Spende. Ergänzt wurde das Sortiment von örtlichen Einzelhändlern. »Denn wegen des späten Termins gaben die Gärten nicht mehr so viel her«, sagte Barbara Huneke.
»Beinahe wäre aus dieser Veranstaltung gar nichts geworden«, räumte der Leiter des Dorfmuseums, Joachim Burchart, in seiner Begrüßung ein. Eigentlich habe das Erntedankfest am 2. Oktober stattfinden sollen. »Für diesen Termin war aber kein Schmied aufzutreiben«, berichtete der Mitorganisator. Denn alle Schlänger Schmiede seien in der Feuerwehr, die ausgerechnet an dem Wochenende ein Fahrt geplant hatte. Gestern hatte dann zwar der Schmied Zeit, aber der Pastor konnte nicht dabei sein. »Also versuchen wir es dieses Mal ohne geistlichen Beistand«, sagte Burchart.
Stattdessen gab er selbst einige Anregungen, warum es auch heute genug Gründe zu danken gibt. »Wenn bei uns das Gemüse mal nicht so gedeiht, importieren wir es aus Israel oder Südafrika«, sagte er. Früher seien bei Missernten die Menschen verhungert. »Also sollten wir auch den Menschen dankbar sein, die heute den weltweiten Lebensmittelhandel organisieren«, meint der Kohlstädter.
Mit Blick auf die Schmiedekunst von Willi Jelowik erinnerte Burchart daran, dass dieses Handwerk für eine gute Ernte früher dringend gebraucht wurde. »Heute gibt es Traktoren und Vollernter, aber die sind von tüchtigen Ingenieuren konstruiert und von hervorragenden Mechanikern gebaut worden.« Die Zusammenhänge seien heute oft schwerer zu erkennen, aber wie in alten Zeiten hätten wir allen Grund dankbar zu sein: »Für die Früchte des Feldes, ob sie hier oder in Südafrika gewachsen sind, und für die Früchte der menschlichen Arbeit, ob am Schmiedefeuer oder in der Maschinenfabrik.«
Das Schmiedefeuer hielt Willi Jelowik unterdessen am Glühen. »1200 Grad werden in der Schmiedeesse erreicht«, erläuterte der 63-Jährige. Er schmiedete kleine Hufeisen, die die Kinder als Andenken mit nach Hause nehmen durften. Außerdem erläuterte er die Werkzeuge in der Schmiede, in der sich nichts verändert habe.
Ebenfalls in der Schmiede hat die alte Waage des Fuhrunternehmens Heuwinkel ein neues Zuhause gefunden. Willi Hanselle und Werner Bornefeld hatten sie vor dem Abriss des Waagenhäuschens in Sicherheit gebracht. »Wir wollen versuchen, sie so herzurichten, dass man wieder erkennen kann, wie sie funktioniert hat«, erläuterte Bornefeld. Dazu suchen sie auch noch nach alten Wiegekarten.

Artikel vom 10.10.2005