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Goldrichtig zur
Seligsprechung

Cassau fertigt Von-Galen-Reliquiar

Von Manfred Stienecke
(Text und Foto)
Paderborn (WV). Bei der Seligsprechung des Kardinals Clemens August von Galen an diesem Sonntag in Rom wird dem Papst Benedikt XVI. eine Reliquie des früheren Bischofs von Münster übergeben. Das Reliquiar fertigte der Paderborner Goldschmied Bernd Cassau.

Den seltenen und ehrenvollen Auftrag erhielt der Kunsthandwerker von der Familie des wegen seiner unbeugsamen Haltung in der Nazizeit als »Löwe von Münster« bekannt gewordenen Oberhirten. Der in Haus Laer in Meschede wohnende Graf Clemens August von Westphalen und seine Ehefrau Johanna, eine gebürtige von Galen, vertrauten Cassau die Fertigung eines Weihegefäßes an, in das eine Original-Reliquie des ehemaligen Bischofs von Münster eingelassen werden sollte.
»Ich habe zunächst eigene Entwürfe gemacht, dann aber in Absprache mit dem Ehepaar von Westphalen ein altes Barock-Reliquiar aus meinem privaten Kunstfundus ausgewählt«, berichtet der Goldschmied aus der »Grube«. Das formschöne Sakralkunstwerk aus dem Ende des 17. Jahrhunderts wurde sorgfältig neu vergoldet und versilbert. Für das Reliquienfenster musste das rückwärtige Türchen komplett im barocken Stil nachgearbeitet und mit dem Galen'schen Bischofswappen versehen werden. »Meinen Mitarbeitern stand keine leichte Aufgabe bevor, um die fehlenden Details lückenlos einzuarbeiten«, so Cassau. In eine eigens angefertigte Bodenplatte wurde schließlich von Hand der Text eingraviert: »Seliger Clemens August Kardinal von Galen 1878-1946, Bischof von Münster 1933-1946«.
Gräfin Johanna von Westfalen (69) ist eine Großnichte des »Löwen von Münster«. Für die vielköpfige Galen-Familie hat sie die Aufgabe übernommen, einen geeigneten Kunsthandwerksbetrieb für die Schaffung eines würdigen Reliquiars zu finden. Die Reliquien ihres Großonkels wurden ihr vom Bistum Münster zugesagt. Das fertige Sakralgefäß soll nun am kommenden Sonntag bei der Seligsprechung in Rom an den Heiligen Vater überreicht werden. »Wir rechnen damit, dass er das Reliquiar einer Kirche in Rom anvertraut«, so die Gräfin.
In den schweren Zeiten des Zweiten Weltkriegs war Kardinal von Galen nicht nur für die Einwohner von Münster eine wichtige moralische Stütze. Als Sinnbild des Widerstands der deutschen Katholiken hatte er eine auch über Deutschland hinausgehende Bedeutung. Das Bistum Münster hat zur Seligsprechung einen Sonderzug gechartert, der mit 2500 Pilgern an Bord nach Rom fahren wird. Auch die Familie von Galen wird mit einer unübersehbaren Delegation in die »Ewige Stadt« aufbrechen. Mehr als 500 Verwandte des ehemaligen Bischofs wollen auf dem Petersplatz dabei sein.
Das ZDF überträgt den Gottesdienst live ab 9.30 Uhr.

Artikel vom 07.10.2005