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Schlänger
Sportnotizen

Aufgezeichnet von Uwe Hellberg


Es mag ja immer noch Männer geben, die meinen, Frauen hätten beim Fußball nichts zu suchen. Und schon gar nicht in einer aktiven Rolle. Etwa als Schiedsrichterin. Zum Glück sind diese Zeitgenossen in der Minderheit. Und so ist es längst kein Wunder mehr, wenn weibliche Schwarzkittel selbstbewusst Spiele leiten, wie am vergangenen Wochenende das lippische Bezirksliga-Derby des RSV Barntrup gegen den FC Schwelentrup-Spork/Wendlinghausen. Die Überraschung: Die Gäste als Neuling in der Liga gewannen sensationell mit 2:1.
Erraten Sie, warum? Na klar, natürlich war nach Ansicht der Gastgeber die Schiedsrichterin Heike Mertens vom SV Benhausen die Schuldige - nicht etwa die eigene Leistung der Barntruper. Aber so ist das ja immer: Läuft es nicht so wie erhofft, dann gibt es ja immer noch den Unparteiischen, auf dem man seinen Frust abladen oder den man dafür verantwortlich machen kann. Beispiele gibt es auch aus Schlangen viel zu viele.
Kein Wunder, das Fortuna Schlangens Torwart Christopher Spyrka vorzeitig duschen gehen durfte, als er im Spiel bei der SG Bentrup-Klüt-Wahmbeck dem Schiedsrichter für eine Entscheidung Beifall klatschte. Da drücken nur ganz wenige Referees ein Auge zu. Spyrka sah schließlich gelb-rot. Nun mag dies den Spieler kaum schmerzen, da er in der nächsten Partie wieder am Ball sein kann, aber es geht auch anders. So geschehen beim SSV Oesterholz, wo Adam Sadowski sich schon vor dem Saisonstart in einem Testspiel gegen den FCE Augustdorf - in dem es also noch nicht einmal um wichtige Punkte ging - zu einer Schiedsrichterbeleidigung hinreißen ließ. Die Folge: Sadowski wurde gesperrt und fehlte dem Bezirksligisten wochenlang in der Meisterschaft. Zu recht schimpfte sein Trainer Holm Hänsgen: »Das ist eine Dummheit und unentschuldbar.«
Das jüngste Beispiel lieferte Stefan Bierwirth vom TSV Kohlstädt II. Auch er sah rot, als er am vergangenen Sonntag den Schiedsrichter gefragt hatte: »Du bekommst Deine Bratwurst nach dem Spiel wohl geschenkt?« Der TSV II verlor übrigens 1:4 beim TSVE Belle II.
Also bitte, Sportskameraden: Ehrgeiz gehört nun mal zum Sport - aber auch die Fairness. Nicht nur zum Gegner sondern auch zum »23. Mann«. Denn: Ohne ihn gibt's keinen Anpfiff.

Artikel vom 07.10.2005