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Bagger zerstören Landewiese

Drachenflieger sind entsetzt -ÊSuche nach Kompromiss erfolgreich

Von Ingo Schmitz
Godelheim (WB). Wolfgang Klois stockte der Atem, als er jetzt zum Drachenfliegen nach Godelheim kam: In der Landewiese des Drachenflieger-Clubs Paderborn klaffte ein riesiges Loch von 20 mal 30 Metern -Êverursacht von schweren Baumaschinen, die dort ein Laichgewässer für Kammmolche anlegen. Der Clubchef war entsetzt: »Das ist mit uns nicht abgesprochen!«

Zwar ist der Bau der neuen B 64 noch in weiter Ferne, doch schon jetzt laufen die Arbeiten im Bereich Taubenborn auf Hochtouren. Pausenlos bringen schwere Lastwagen Material aus Hembsen nach Godelheim, damit dort das neue Kammmolch-Refugium angelegt werden kann. Die Maßnahme galt bislang in weiten Teilen der Bevölkerung als Verschwendung von Steuergeldern. Jetzt aber sind auch noch einige Bürger von den Folgen direkt betroffen -Êwie die Drachenflieger.
Wolfgang Klois erläutert die näheren Umstände: »Unsere Landewiese haben wir seit mehr als 28 Jahren genutzt. Der bestehende Pachtvertrag ist aber wegen der Baumaßnahmen zum 31. Dezember 2005 gekündigt worden. Der Landesbetrieb Straßen NRW in Paderborn hat uns zugesichert, dass wir dann eine benachbarte Fläche pachten können. Doch nun steht fest: Diese Fläche werden wir wegen langer Kündigungsfristen nicht bekommen. Und jetzt hat man auch noch unsere Landewiese zerstört, ohne uns zuvor informiert zu haben. Das ist ein Unding!« Steht das Drachenfliegen am Brunsberg nun vor dem Aus? Diese Frage kann seit Freitag Mittag verneint werden. Der Landesbetrieb räumte gegenüber Klois ein, dass es versäumt worden sei, den Club als Pächter über den Baustart zu informieren. Zudem wurde dem Vorsitzenden angeboten, dass das neue Laichgewässer auf der Wiese so verlegt wird, dass dort auch in Zukunft Landungen der Drachenflieger nicht drastisch behindert werden. Landesbetrieb-Sprecher Karl-Heinz Baumhögger sagte dem WB, dass die ausführende Baufirma noch am Freitag angewiesen worden sei, den Teich zu verlegen, um die Sicherheit der Flieger zu gewährleisten.
Als ein weiterer Geschädigter der Molch-Teiche sieht sich neben dem Drachenfliegerclub auch Landwirt Franz Pieper aus Godelheim. »Die Lastwagen, die zum Taubenborn fahren, wirbeln unglaublich viel Staub auf. Das ist nicht nur unerträglich, sondern behindert mich auch bei der Maisernte. Ich kann den Mais nicht einholen, weil er total verdreckt ist«, berichtet der Landwirt, der unterhalb des Brunsbergs etwa 70 Morgen Land bewirtschaftet. Grundsätzlich befürwortet er den Neubau der B 64 -Êdie Teichanlagen für die Molche aber hält er für überflüssig. Auch sein 87-jähriger Vater,Êein langjähriger Landwirt,Êhat in dem Areal noch nie einen Kammmolch entdeckt.
Franz Pieper erwartet, dass das vom Landesbetrieb Straßen NRW beauftragte Transportunternehmen gerade bei dieser trockenen Witterung für eine Berieselung des landwirtschaftlichen Wegs sorgt, damit der Staub bei den zahlreichen Lkw-Transporten nicht aufgewirbelt wird. Doch in dieser Hinsicht passiert da nichts. Die Behörde in Paderborn ließ auf WB-Anfrage verlauten: »Wir werden versuchen, dass die Staubbelastung abgestellt wird. Wir können aber nur an die Transportfirma appellieren.«

Artikel vom 08.10.2005