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Das Wort zum Sonntag

Von Diakon Klaus Herbrand, Stahle


Liebe Leserinnen und Leser,
wurden Sie schon einmal zum Essen eingeladen? Und wurden Sie dabei aufgefordert, sofort zuzusagen?
Genau dies verlangt das Gleichnis vom Hochzeitsmahl an diesem Sonntag (Mt 22,1-14). Hier geht es um eine schnelle Reaktion, ja oder nein. Erwischt man zum Beispiel den richtigen Augenblick an der Börse, kann man viel Geld gewinnen -Êder falsche Augenblick kann arm machen.
Selbstverständlich gibt es im Leben auch die langsamen Entscheidungen, Entschlüsse also, die reifen müssen und deshalb Zeit brauchen. Um die geht es Jesus hier aber nicht. Denn nicht die Gäste entscheiden, wann das Mahl gefeiert wird, sondern der Gastgeber. Der Gastgeber aber ist Gott. Er lädt die Gäste ein.
Er sendet, wie das Gleichnis berichtet, mehrfach Mitarbeiter aus, um die Gäste einzuladen. Diese jedoch gehen ihren Geschäften nach: Der eine geht auf seinen Acker, der andere geht in seinen Laden. Wieder andere misshandeln die Mitarbeiter. Was sind das nur für merkwürdige Reaktionen! Oder sind diese Reaktionen nur ehrlich?
Zumindest zeigen sie deutlich, was diese eingeladenen Menschen von der Einladung halten: Ich will nicht, ich will auf keinen Fall dieser Einladung folgen und ich will auch mit dem Einladenden und seinen Mitarbeitern nichts zu tun haben. Das interessiert mich nicht. Ich habe wichtigere Dinge zu tun. Aber: Kann ich, können Sie, wirklich die Einladung Gottes ausschlagen? Gibt es wirklich Wichtigeres im Leben als Gott, der für uns die Mitte des Lebens sein möchte?
Das Leben ist keine Party, bei der man belangloses Zeug mit kaum bekannten Leuten austauscht. Das ist am Leben vorbei gelebt. Und wie schnell und überraschend ein Leben zu Ende gehen kann, hat uns der 19. September in Höxter deutlich vor Augen geführt. Drei Tote sind das Ergebnis einer unbegreiflichen Tat. Die Angehörigen konnten nur langsam begreifen, was es bedeutet: »N.N. ist tot«. Die »nur« verletzten Menschen und ihre Angehörigen haben sicherlich nicht nur einmal ein aus dem Herzen kommendes »Danke« gesagt.
Mir scheint, dass viele von ihnen das im Evangelium erwähnte »hochzeitliche Gewand« (wieder) angezogen haben: Dieses Kleidungsstück ist ein Sinnbild für die gläubige Seele. Probieren Sie Ihr ganz persönliches »Hochzeitsgewand« (vielleicht wieder) an. Möglicherweise ist es etwas eng oder auch etwas weit geworden - dann hilft Training. Die Übungsstunden finden regelmäßig unter anderem in den Kirchen statt... Auf ein Wiedersehen beim »Training«!

Artikel vom 08.10.2005