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Tagesmutter auf Bestellung

Bertelsmann und Sparkasse setzen auf privaten Familienservice

Von Stephan Rechlin
(Text und Foto)
Gütersloh (WB). »Familienfreundlichkeit rechnet sich« will die Bertelsmann Stiftung den Unternehmen der Region in einem Kolloquium am 25. Oktober ins Stammbuch schreiben. Doch was tut der Konzern selbst für die Väter und Mütter, die bei Stiftung und AG beschäftigt sind?

Antwort: Er überlässt die heikle Aufgabe Profis. Seit Oktober vergangenen Jahres können sich bei der Bertelsmann Stiftung beschäftige Eltern an die »pme Familienservice GmbH« wenden. »pme« steht für »Partner für Mitarbeiter-Effizienz«. Das Unternehmen wurde 1992 auf Initiative des BMW-Konzerns gegründet und arbeitet inzwischen für 200 Unternehmen in Deutschland, darunter für die Dr. August Oetker GmbH, Ikea, den WDR, DaimlerChrysler, aber auch für die Sparkasse Gütersloh. Seit dem 1. September nehmen auch die Bertelsmann AG und die BKK Bertelsmann das Angebot in Anspruch.
Die Prozedur ist einfach. Suchen die Beschäftigten etwa nach einer Tagesmutter für ihre unter dreijährigen Kinder, müssen sie nur beim Familienservice in Münster anrufen. Deren Beraterin lässt sich den exakten Bedarf schildern und schlägt einige Kandidatinnen aus einem »Tagesmütter-Pool« vor - idealerweise eine, die auf dem Weg zum Arbeitsplatz wohnt. Die Kosten der Vermittlung trägt der Arbeitgeber. Die Eltern müssen die Tagesmutter bezahlen. Insgesamt 45 Gütersloher Familien nehmen den Service derzeit in Anspruch, davon allein 25 aus der Stiftung. Ein Viertel der Nutzer rufen den Familienservice zu Hilfe, weil sie ihre eigenen Eltern oder Angehörige mit einer Behinderung pflegen müssen.
Die Eltern von Erik, Glen, Laura, Finola und Tammo haben sich für die Tagesmutter Monika Böhm-Hinzmann in Friedrichsdorf entschieden. In ihrem Garten gibt es eine Rutsche, eine Schaukel, einen Sandkasten und - seit neuestem - einen Naturspielplatz. Auf dem können die Kleinen über Rasenhügel klettern, über Bretter balancieren oder mit Rindenmulch spielen. Ist es sogar zu nass zum Pfützenspringen, geht Monika Böhm-Hinzmann mit den Kindern ins Haus. Drinnen gibt es zwei große Betreuungsräume mit Spielzeug, Kinderbüchern, Platz zum Basteln und Singen.
Auf die Einrichtung eines Hauses achtet Britta Hüfing vom Familienservice sehr genau, bevor sie eine Frau als Tagesmutter in ihr Team aufnimmt. »Ferner kommt es darauf an, wie die Frauen mit den Kindern sprechen«, sagt Hüfing. Meistens würden die Tagesmütter über Anzeigen gesucht und nach Besuchen und Einzelgesprächen ausgewählt. In Gütersloh sei es möglich gewesen, »den Königsweg« zu gehen. Über die von Böhm-Hinzmann mit gegründete »Kindertagespflege- Initiative Gütersloh und Umgebung« hat der Familienservice Zugriff auf ein 25-köpfiges Team engagierter und kompetenter Tagesmütter. Alle haben eine Grundausbildung in Seminaren der katholischen Familienbildungsstätte absolviert, alle frischen ihren Erste-Hilfe-am-Kind-Kurs alle zwei Jahre auf. Im Gegenzug unterstützt der Familienservice die Tagesmütter in Fragen zum Steuer- und Versicherungsrecht.
Das Angebot des Familienservice komme auch für kleinere und mittlere Unternehmen in Frage. »Voraussetzung ist allerdings, dass der Arbeitgeber daran Interesse hat«, sagt Britta Hüfing.
www.familienservice.de

Artikel vom 06.10.2005