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Das Wort zum Sonntag

 Von Kerstin Böger-Fischer, Leiterin des Jugendheims Alswede


Kennen Sie die Geschichte vom Skorpion und vom Frosch? Ein Skorpion wollte auf die andere Seite des Flusses gelangen und bat den Frosch ihn hinüber zu tragen. Der Frosch antwortete: »Warum sollte ich das tun, wenn ich dich auf meinen Rücken nähme, würdest du mich stechen.« »Nein«, sprach der Skorpion, »dann würden wir ja beide untergehen.« Das leuchtete dem Frosch ein und er nahm den Skorpion auf seinen Rücken. In der Mitte des Flusses stach der Skorpion plötzlich zu. Noch im Sterben sagte der Frosch: »Warum hast du das getan, jetzt müssen wir beide sterben.« Der Skorpion antwortete: »Ich kann nicht anders, das ist meine Natur.«
Ist jedes Wesen - auch der Mensch - darauf angelegt nur nach seiner Natur zu handeln, auch wenn es seinen Untergang bedeuten könnte?! Wenn man sich die Kriegsgebiete auf der Welt anschaut, könnte man meinen: ja. Auch mit seiner Umwelt geht der Mensch nicht besser um. Er zerstört seinen Lebensraum, obwohl er selber die Konsequenzen zu tragen hat. Und im täglichen Miteinander gibt es Situationen, die an Selbstzerstörung grenzen: »So bin ich nun mal. Das ist meine Natur.« Damit sind wir alle fein raus. Keiner muss mehr Verantwortung übernehmen für das, was er tut. Wir sind nun mal so. Das ist zwar etwas überzogen formuliert, aber nimmt man nicht lieber den eigenen Untergang in Kauf, als nur einen Zentimeter zu weichen. Bloß nicht das Gesicht verlieren. Wenn ich nicht gewinnen kann, dann der andere auch nicht - und wenn ich dabei mit untergehe.
Etwas von dem steckt in jedem Menschen. Ist es nicht paradox, soweit nach seiner Natur zu leben, dass ich mich selbst dabei zerstöre. Bin ich mir denn nur ausgeliefert oder kann ich auch ausbrechen aus dieser Spirale der Selbstzerstörung, bei der ich auch automatisch andere mitreiße - ich lebe ja nicht allein auf der Welt. Aber wie kann ich das ändern, wenn ich es denn auch will? Kann ich das - über meinen Schatten springen?
Das ist schwer, aber Gott will uns dabei helfen. In Römer 12,2 heißt es: »Und stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute, Wohlgefällige und Vollkommene.«
Wir brauchen uns nicht nach dem richten, was alle tun. Gott will uns im Innern erneuern und uns helfen, Gutes zu erkennen und zu tun - und das kann nicht die Selbstzerstörung sein.
Das ist keine Sache von heute auf morgen oder von jetzt auf gleich. Das ist eine Lebensaufgabe, denn es ist viel einfacher, seiner Natur zu folgen, als sich mit ihr auseinanderzusetzen und zu fragen, was das Beste für mich und andere ist. Gott weiß dies und hat uns deshalb den freien Willen gegeben, uns zu entscheiden. Lasse ich mich einfach treiben (so bin ich nun mal) oder nehme ich mein Leben in die Hand und gestalte es aktiv.
Wie gesagt, das ist nicht einfach und ein lebenslanger Prozess. Das birgt natürlich Risiken und Nebenwirkungen - wie alle Veränderungen, aber fragen Sie doch dazu ihren Pfarrer vor Ort oder einfach einen Christen in Ihrer Gemeinde.

Artikel vom 08.10.2005