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»Umweg
wäre nicht
zumutbar«

Nach Brücken-Abriss

Herford (pjs). Sicher ist, dass die Fußgängerbrücke in der Friedhofstraße Ende November abgerissen wird. Nicht sicher ist, dass sie durch einen Neubau ersetzt wird. Der bei einem Verzicht auf die 850000 Euro teure Ersatzlösung erforderliche Umweg über die Elverdisser und die Hermannstraße sei aber für viele der Brückennutzer unzumutbar, meint Dirk Lüttringhaus aus dem Viehtriftenweg.

Der 70-Jährige (»ich nutze die Brücke seit 26 Jahren bis zu achtmal täglich«) hat Nachbarschaft spontan per Rundschreiben informiert, nachdem er zufällig von den Abrissplänen erfahren hatte. Er verweist darauf, dass die Stadt das Bauwerk seinerzeit von der Bahn übernommen habe: »Die Verantwortlichen wissen doch schon seit Jahren, dass die Brücke baufällig ist - da hätte die Stadt das Geld für die erforderliche Sanierung einplanen müssen«, kritisiert der Pensionär. Lüttringhaus verweist darauf, dass die Überquerung besonders von Älteren genutzt werde, von Personen, die kein Auto besitzen, von Schülern der Grundschule Falkstraße, Berufsschülern und Kindern des Kindergartens am Viehtriftenweg.
»Es gibt darunter mehrere, die alle 50 Meter wegen ihrer Beschwerden stehen bleiben oder sich auf einer der Bänke auf dem Friedhof ausruhen müssen. Für diese Menschen ist jeder Umweg unzumutbar.« Für das Seniorenwohnheim Elverdisser Straße 44 mit 28 Mietparteien sei die Brücke seinerzeit »der entscheidende Standortfaktor« gewesen, betont Lüttringhaus.
Der Herforder regt an, die Zahl der Personen zu ermitteln, die die Brücke überqueren und nach Alter aufzugliedern, damit sich Verwaltung und Ausschussmitglieder ein Bild machen könnten. Auch eine Befragung oder Unterschriftensammlung kann er sich vorstellen. Lüttringhaus wehrt sich zudem gegen einen vollständigen Abriss. So will er wenigstens erreichen, dass die Pfeiler stehen bleiben und eine Behelfsbrücke gebaut wird.
Dass der Bauausschuss mit der Entscheidung für oder gegen einen Brückenneubau eine »harte Nuss« zu knacken hat, ist auch Dr. Peter Maria Böhm klar: »Die Brücke ist emotional sehr besetzt«, räumte der Baudezernent gestern in der Pressekonferenz im Rathaus ein.

Artikel vom 06.10.2005