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Wessels: Für Aufgaben
selbst disqualifiziert

Verhalten des Bürgermeisters nicht hinnehmbar


Zum Streit zwischen der CDU und Bürgermeister Hans Jürgen Wessels in Altenbeken:
Wer dieser Tage das Westfälische Volksblatt aufschlägt, wird feststellen, dass es mal wieder Unterhaltsames aus der politischen Gemeinde in Altenbeken zu berichten gibt. Da wird von Verdächtigungen, von moderner Hexenjagd, von Selbstanzeige, von Ausstieg und Rückzug berichtet. Aber nicht nur die negative Berichterstattung bestimmt fast täglich den Altenbekener Lokalteil, nein, auch die humoristische und satirische Seite der Politik kommt nicht zu kurz. Von Schubkarrentourismus und wie man eine Gebührensatzung umgehen kann, um ganze vier Euro zu sparen, wird vermeldet.
Eigentlich fehlen einem bei soviel politischer Unvernunft die Worte, und der geneigte Leser wird möglicherweise mit einem Kopfschütteln zur Tagesordnung übergehen, wenn es sich, ja wenn es sich bei den Personen in den Berichten nicht um die »Ersten Bürger« in der Gemeinde handeln würde. Deshalb sei hier eine Nachbetrachtung vonnöten.
Von einem Lehrer und Beamten im öffentlichen Dienst zudem noch Vizebürgermeister können die Bürger erwarten, dass er sich als Bürgeranwalt versteht, der sich um einzelne Probleme und die Menschen insgesamt kümmert.
Wer aber versucht, den Bürgern das Vertrauen in die Politik zu nehmen und wer obendrein noch versucht das Gemeinwesen zu besch..., der hat sich für öffentliche Aufgaben, selbst disqualifiziert.
Herr Wessels ist seinerzeit in Altenbeken als Bürgermeisterkandidat mit folgenden Zielen angetreten: In der Verwaltung ehrlich und kompetent zu sein und im Gemeindeleben für Tradition und Integration einzutreten. Diese Ziele lassen meines Erachtens zu wünschen übrig. Das Verdienst des Bürgermeisters ist es, das Viaduktfest ins Leben gerufen zu haben. Dieses Fest hat zum Imagegewinn für Altenbeken beigetragen. Deshalb darf heute auch nicht über die Daseinsberechtigung dieser Veranstaltung diskutiert werden; die Frage kann allenfalls lauten: Was kann ich, was kann die Gemeinde veranlassen, um dieses Fest zu erhalten und zu verbessern. Jedoch die Unterstützung der Herausgabe eines privaten Buches aus Haushaltsmitteln der Gemeinde, die für das Viaduktfest bestimmt waren, ist doch sehr suspekt, zumal der Bürgermeister zu der Herausgeberin dieses Buches eine Liebesbeziehung unterhält.
Als Weiteres kommt hinzu, dass die Herausgeberin Mitarbeiterin der Gemeindeverwaltung und zu alledem noch in jüngster Vergangenheit vom Bürgermeister höhergruppiert und zur Amtsleiterin befördert worden ist. Ob diese Geschehnisse zu einem vertrauensvollen Miteinander in der kleinen Verwaltung führen, sei dahingestellt. Für derart kleine Gemeindeverwaltungen sollte doch der Kodex für Vorgesetzte gelten, zu abhängig Untergebenen kein allzu persönliches Verhältnis aufzubauen, um sich letztlich nicht selbst in Abhängigkeiten zu begeben, erpressbar zu werden und Interessenkollisionen herbeizuführen.
Formal mögen die geschilderten Dinge in Ordnung sein, doch politisch sind sie nicht zu akzeptieren. Ob hier Begünstigung im Amt oder Untreue vorliegen müssen Juristen entscheiden.
Das Ansehen des Bürgermeisters in der Bevölkerung ist deshalb zurzeit nicht das Beste. Wer nicht in Altenbeken residiert, sondern jeden Abend nach Borchen respektive Bad Driburg fährt, wird eben kein »Mann des Volkes« und kein Bürgermeister aller Altenbekener werden. Und wenn Herr Wessels mit seinem Ausstieg droht, dann soll er nur gehen. Denn wie heißt es so schön: Reisende soll man nicht aufhalten. Die Leihstimmen aus der CDU wird er bei der nächsten Kommunalwahl, denke ich, sowieso nicht mehr bekommen.
HUBERT MÜLLER
Pfarrer-Dalkmann-Str. 2
Altenbeken

Artikel vom 05.10.2005