05.10.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Streit ums Kanzleramt

Nervtötendes Fingerhakeln


Bundeskanzler Gerhard Schröder hat mit seiner Aussage, einer neuen stabilen Regierung nicht im Weg stehen zu wollen, und er sein Schicksal in die Hände der Parteiführung lege, ein neues Kapitel im mittlerweile nervtötenden Fingerhakeln um das Kanzleramt aufgeschlagen. Wenige Stunden nach der Schröder-Ankündigung war von einem bevorstehenden Rückzug des Kanzlers in der SPD-Spitze keine Rede mehr.
Wenn man SPD-Chef Franz Müntefering richtig versteht, hat es nur eine Änderung in der sozialdemokratischen Taktik gegeben.
Wenn Schröder sich jetzt selbst zur Verhandlungsmasse in den kommenden Gesprächen mit der Unions-Führung macht - den die SPD-Führung allerdings immer noch standhaft für den besseren Kanzler hält - darf man getrost den Verdacht hegen, dass Müntefering insgeheim immer noch hofft, die Union werde auf dem Weg zu ernsthaften Koalitionsverhandlungen dann auch auf ihre Kanzlerkandidatin Angela Merkel verzichten. Dass die Union auf diesen Handel eingehen wird, ist nach allen Aussagen führender Unions-Politiker nach der erfolgreichen Dresden-Wahl völlig unrealistisch.
Was bleibt? Wenn die SPD die Bürger nicht erneut an die Wahlurnen schicken will, kann sie versuchen, auf einen Kanzler Schröder nur gegen ein Höchstmaß an politischen Gegenleistungen seitens der CDU/CSU in einer Koalitionsvereinbarung zu verzichten. Friedhelm Peiter

Artikel vom 05.10.2005