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Tödlicher Giftcocktail

Trotzdem wackelt Wöstmann nicht an Webers FCG-Stuhl

Gütersloh (dh). »Siegt für unseren Traum, unsere Ehre und unsere Zukunft« war vor dem Lokal-Derby des FC Gütersloh 2000 gegen den SC Verl auf einem großen Plakat in der FCG-Fankurve zu lesen. Doch es wurde nichts mit einem Sieg, nur noch der mit 2:1 triumphierende Nachbar aus der Ölbach-Gemeinde darf weiter mit um den Oberliga-Aufstieg spielen. Was also wird aus Traum und Zukunft an der Dalke? Und wie steht's mit der Ehre?

Die wurde dank einer über weite Strecken imponierenden Vorstellung bezüglich läuferischer Leistung und kämpferischem Einsatz wieder hergestellt. Auch fußballerisch wusste sich der FCG gegenüber den jüngsten Auftritten zu steigern, vergessen machen lassen sich die unnötigen Punktverluste der vergangenen Wochen aber nicht mehr. Was nicht stimmte, war die Chancenverwertung. Dass Marco Antwerpen (4./67./77.), Tibor Nadj (20.), Marcus Fischer (22.), Daniel Eckel (55.) und Yusuf Kaba (85.) dickste Dinger nicht verwerteten, konnte auch FCG-Vizepräsident Norbert Wöstmann nicht ahnen. Sonst wäre sein gar nicht einmal so schlechter Tipp (»Wir gewinnen 4:2«) vermutlich sogar aufgegangen.
Doch der im Fußball giftige Cocktail aus Unvermögen und fehlendem Glück im Abschluss (Tim Brinkmann: »Wenn ihr das so gesehen habt, dann schreibt das auch«) sowie individuellen Fehlern im Abwehrverbund führte zum für den FCG »tödlichen« Spielausgang. Zwar vermied Eckel bei der Analyse zur Entstehung des 0:1 eine direkte Schuldzuweisung an Alex Kuschmann. Doch wenn der Keeper schon aus seinem Kasten kommt, dann muss er den Ball auch sauber klären. Eckel erklärt richtig: »Alex hatte in dieser Szene das Spiel vor sich.«
Erhebliche Schwächen in punkto Schnelligkeit offenbarte die Gütersloher Hintermannschaft, in der Deniz Sahin erneut schmerzlich vermisst wurde, beim 0:2. Und dass die extra für SCV-Flügelflitzer Jörg Bode neu formierte linke FCG-Seite mit Brinkmann und Sören Brandy den Ex-Profi eigentlich ganz gut im Griff hatte, ist angesichts der beiden Tore, die Bode dennoch erzielte, nicht einmal ein schwacher Trost.
Was aber bringt die Zukunft? Mit seinem klaren Bekenntnis zu Jörg Weber (»Der Doktor bleibt unser Trainer - ohne Wenn und Aber«) trat Wöstmann allen bereits kursierenden Gerüchten um eine vorzeitige Ablösung des 40-Jährigen vehement entgegen. Zumindest vorerst. Denn auch der Vizepräsident will nun Siege sehen, zumal die Abstiegszone nicht mehr weit entfernt ist. Und es gibt genügend Beispiele von Vereinen, die zu lange nach oben geschaut und dadurch den Blick für die Realität - nach unten - verloren haben. Diese Gefahr sollte nicht unterschätzt werden. Auch wenn Weber betont, »dass wir unsere Punkte holen werden, wenn wir weiter so dominant spielen. Es wäre allerdings völlig vermessen, jetzt noch von der Spitze zu reden.«
Gleichwohl wird beim FCG weiter langfristig geplant. So gab Wöstmann bekannt, dass Fritz Grösche in seiner Funktion als »sportlicher Berater« in den kommenden »drei, vier Jahren die Harmonisierung der ersten Mannschaft, der zweiten Mannschaft und der A-Jugend vorantreiben soll.« Ob in diesem Zeitraum auch der große Traum - sprich Regionalliga-Aufstieg - realisiert werden kann? Zumindest im Moment spricht nicht allzu viel dafür. Aber Träume sind ja nicht verboten.

Artikel vom 05.10.2005