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Reich an Farbe
und Stimmung

Kraftvoll: Oratorium »König David«

Von Christine Hartlieb
Paderborn (WV). Verblüffend einfach in der Wahl seiner Mittel, dabei von großer Wirkung, ist Arthur Honeggers Oratorium »König David«: kraftvoll, farbenreich, mit gewaltigen dramatischen Steigerungen.

Als Abschluss des Festivals »musica sacra« musizierten der »Arnold Schoenberg Chor« aus Wien und die Nordwestdeutsche Philharmonie unter der erfahrenen Leitung von Erwin Ortner dieses Werk. Honeggers »König David« entstand zunächst als Schauspielmusik für ein Volkstheater, für kleines Bläserensemble und einen großen Laienchor. Aufgrund des großen Erfolges erweiterte der Schweizer die Partitur, setzte sie für großes Orchester, reduzierte die dramatische Handlung auf einen Erzählertext und machte das Werk tauglich für den Konzertsaal.
Den Reichtum an musikalischen Farben und Stimmungen, die das Werk kennzeichnen, machte das Ensemble in eindrucksvoller Weise erfahrbar: in den prächtigen Fanfaren und den kraftvollen Märschen intonierten die Blechbläser blitzsauber und voller Glanz; bei aller Dramatik stets kultiviert präsentierten sich die Holzbläser etwa im Anfangsteil der Hexenbeschwörung. Die schauspielerische und dabei sehr bewegte Darstellung der Hexe von Endor (Kerstin Westphal) blieb im Rahmen der konzertanten, allenfalls durch Gesten untermalten Vorstellung jedoch ein gewisser Fremdkörper.
Unter den Solisten setzte die Altistin Gerhild Romberger mit auffallend dunklem Timbre, großem Volumen und dabei stets kultivierter Tongebung Maßstäbe. Auf helle, klare Stimmgebung setzte hingegen der Tenor Lothar Odinius. Der Sopranistin Monika Frimmer schien unter ihren silbernen Höhen ein wenig das Fundament zu fehlen; so blieb etwa der Psalmgesang »Ach hätte ich die Flügel einer Taube« zur anmutigen Begleitung von Solovioline und -flöte eher an der Oberfläche. Sprecher Gero Friedrich beeindruckte insbesondere im melodramatischen Zusammenspiel mit Orchester und Chor.
Der »Arnold Schoenberg Chor« erwies sich wieder einmal als ausgewogener, nuancierter und wandlungsfähiger Klangkörper. In der formenreichen Anlage des Oratoriums mit Unisono-Chören, reinen Frauen- oder Männerchören, begleiteten und a-cappella-Abschnitten konnten die auch in sich wunderbar homogenen Stimmgruppen einzeln und im Gesamtensemble ihr vielfältiges Können beweisen. Zu eindrucksvollen Höhepunkten gerieten so das Siegesfest am Königshof und der choralartige Schlussteil mit der Verheißung des Engels: »Es wird kommen der Tag wo eine Blume euch erblüht...«

Artikel vom 05.10.2005