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Hellwache Souveränität

Trompeter Drees mehr als ein Ersatz für Otto Sauter


Warburg (WB). Das Meisterkonzert zur Oktoberwoche begann mit einer Überraschung: Weil der angekündigte Solist des Abends, der Trompeter Otto Sauter, aus gesundheitlichen Gründen absagen musste, trat an der Seite des Kurpfälzischen Kammerorchesters der junge Trompeter Rupprecht Johannes Drees auf die Bühne.
Die kurzfristige Umbesetzung führte aber nicht zu einem Qualitätsverlust, im Gegenteil: Hochkonzentriert und engagiert musizierte der nicht einmal 30 Jahre junge Trompeter mit den Stimmführern des Orchesters das Telemannsche Trompetenkonzert D-dur.
Die hellwache Souveränität und Professionalität, die das Orchester und besonders der erst kurz vor Konzertbeginn angereiste Solist an den Tag legten, war wahrhaftig atemberaubend. Im zweiten Teil des Konzertes übertrumpften die Musiker gar noch die Erwartungen: Johann Melchior Molters Trompetenstimme, über lange Phrasen in höchsten und schwierig zu kontrollierenden Tonlagen geschrieben, vermochte Rupprecht Drees nicht aus der Ruhe zu bringen, elegant und leicht schwebte er durch die Partitur.
Doch auch das Orchester und ihr Leiter trugen zum besonderen Erfolg des Abends bei: Der virtuose und populäre Schlusssatz des Divertimentos in D-dur von Mozart kam unter dem präzisen und mitreißenden Dirigat von Nicol Matt hervorragend zur Geltung.
Mit der zuvor erklungene Streichersinfonie von Franz Xaver Richter gelang der Brückenschlag zwischen den barocken Tönen Telemanns und dem klassischen Divertimento Mozarts, waren doch barocke Bassfortschreitungen in dem Werk ebenso hörbar wie die galante Melodieführung, die stilistisches Vorbild für die Mannheimer Schule und die klassische Musik insgesamt werden sollte.
Die neunte Streichersinfonie von Felix Mendelssohn-Bartholdy erklang völlig im Gegensatz zu den delikat gespielten barocken und frühklassischen Werken des Programms in üppiger Klangfülle und romantischer Gestik.
Für den dankbaren Applaus revanchierte sich das Orchester mit der Wiederholung des Mozart'schen Schlusssatzes - ein wahrlich meisterhafter Abend! Peter Ernst

Artikel vom 05.10.2005