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Himmlische Klänge als Publikumsmagnet

Posaunenchor und »emBrassment« konzertieren in der Aula des Rahdener Gymnasiums

Von Henrike Kopmann
Rahden (WB). »Mal gucken, was daraus wird«, gab sich der Vorsitzende des Posaunenchores Henning Lübking zum Konzertabend in der Gymnasium-Aula bescheiden. Dabei präsentierte sich bereits der Auftakt mit der Sir EdwardÕs Fanfare mehr als königlich. Am Montagabend entführte der Posaunenchor Rahden gemeinsam mit dem Leipziger Bläserquintett »emBrassment« in eine Welt von erhabener Klangschönheit.

»Das alle zwei Jahre stattfindende Blechbläserkonzert hat sich einen fabelhaften Namen gemacht«, unterstrich Bürgermeister Bernd Hachmann. Um der großen Besucherresonanz gerecht zu werden, seien bereits einige Stuhlreihen »nachgeschoben« worden. Hachmann dankte dem Posaunenchor für sein »kirchliches und weltliches« Engagement.
Den Einstieg in das musikalische Programm übernahmen acht der insgesamt 18 Jungbläser. In ihrer »Intrade«, den Stücken »Alles ist an Gottes Segen« und »Abend wird es wieder« stellten sie ihre musikalischen Potenziale unter Beweis.
Durch überwältigende Klangbrillanz bestachen die 37 aktiven Bläserinnen und Bläser des Posaunenchores: Kompositionen wie Bertalis »Sonata« und Guilmants »Andante« erfüllten Raum und Ohr in einer eindringlichen musikalischen Intensität. Haydns »Adagio«, »Gib uns Frieden jeden Tag« und »Draw me close to you« entpuppten sich als einmaliges Klangerlebnis: Hohe Trompeten im einfühlsamen Dialog mit melancholisch-tiefen Posaunen- und Tuba-Stimmen. Eingebettet wurden die musikalischen Beiträge in irische Segenssprüche. Sie entstammten der frühirischen, keltischen Kirche so Pastor Stefan Thünemann, der zusammen mit Edith Stöver durch das Programm führte.
Poetische Bilder wie der »Friede der schweigsamen Erde«, die auszuschenkenden »Krüge der Barmherzigkeit« luden zum Träumen ein. Die »Grüße von der grünen Insel« erzählten vom »Ankerplatz der Sehnsucht«. Hier sprächen Land und Himmel durch Farben und Licht, die »nicht von dieser Welt« seien, zu den Menschen, so Edith Stöver. »Nicht von dieser Welt« oder zumindest himmlisch inspiriert präsentierte sich unter anderem »Air«, eine von Hans Ulrich bearbeitete Komposition Bachs.
Das Leipziger Blechbläserquintett »emBrassment«, bestehend aus Sebastian Haase, Maria Röder, Evelyne Wurm, Kristof Lehmgrübner und Nikolai Kähler, spielte im Wechsel mit dem Posaunenchor. Als »Gastgeschenk« hätten sie ein etwas aus ihrer Heimat mitgebracht. »Es ist ein bisschen alt und angestaubt, aber hoffentlich trotzdem noch genießbar«, schmunzelte Sebastian Haase bei der Ankündigung der »Suite« von Johann Hermann Schein, der im 16. Jahrhundert als Kappellmeister in Weimar und Leipzig tätig gewesen sei.
Es folgte Händels Variationen zum Thema »Der harmonische Grobschmied«. Dieser leicht irritierende Titel sei darauf zurückzuführen, dass sich Händel als »musikalischer Gastarbeiter« am englischen Hofe von einem damaligen »Gassenhauer« habe inspirieren lassen. Wolfgang Amadeus Mozart seien Blasinstrumente ein Gräuel gewesen. Dass die Interpretationen von »Ave verum« und »Alleluia« wohl auch in »mozartlichen Ohren« einen »Wohlklang« erzeugt hätte, daran bestand kein Zweifel.
Nach solch himmlischen Hymnen sei ein »Stilbruch« zu überwinden, so Haase: Es gehe in die Barbierstube. Rossinis »Largo al factotum« aus der Oper »Der Barbier von Sevilla« fesselte die Zuhörer mit rasanten Tonfolgen und italienischem Temperament.

Artikel vom 05.10.2005