01.10.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Die Krankheit
des Vergessens

Vortrag über Hilfe bei Demenz

Werther (law). Alzheimer ist die Krankheit des Vergessens - und das gleich im doppelten Sinne. Unter dem Titel »Hilfe bei Demenz - wie man mit der Demenz richtig umgehen kann« berichtete am Donnerstagabend Heinz-Peter Kuhlmann auf Einladung des Hauses Tiefenstraße über die Krankheit, die vor allem ältere Menschen betrifft.

»Die Hilfe ist ganz wichtig«, freut sich Gudrun Portmann, Leiterin des Hauses Tiefenstraße, dass sie mit Heinz-Peter Kuhlmann einen Experten zu Gast hatte. Kuhlmann arbeitet in der Westfälischen Klinik Gütersloh in der Gerontopsychiatrie. »Besonders der Titel des Vortrags gefiel uns sehr gut«, so Gudrun Portmann weiter. Denn oft genug wird die Krankheit, die Anfang des 20. Jahrhunderts erstmals von Aloyis Alzheimer erforscht wurde, von den Patienten verdrängt.
»Nicht nur die Patienten verdrängen ihre Demenz, auch die Ärzte haben es mehr als 50 Jahre getan«, erklärt Kuhlmann den 16 Zuhörern. »Demenz ist ein Sammelbegriff für erworbene Krankheiten des Gehirns, die mit einem Verlust vieler geistiger Fähigkeiten einhergeht.«
Die Beeinträchtigungen können sich auf Gefühlsleben, Sprachbildung, ganz besonders auf das Gedächtnis, aber auch auf lebenspraktische Fähigkeiten wie das Wiedererkennen und die Orientierung auswirken. Alzheimer ist die häufigste Form von Demenz. Etwa 60 Prozent der an Demenz Erkrankten haben Alzheimer.
Das Risiko einer Erkrankung steigt laut Kuhlmann mit dem Lebensalter. »Wenn wir alle 120 würden, dann könnten wir alle womöglich an Demenz leiden.« Vor allem nehme die Zahl der Erkrankten auch aufgrund der immer älter werdenden Menschen zu. In drei Stadien teilen Kuhlmann und seine Kollegen die Krankheit ein: In der ersten leichten Stufe sei man beeinträchtigt, komme aber noch alleine zurecht. »Man müsste sich eben nur Einkaufszettel machen oder Termine notieren«, berichtet Kuhlmann. Nur das Autofahren sollte man seiner Ansicht nach lieber lassen. In der mittelschweren Stufe benötigt man jeden Tag Hilfe, während in der schweren Stufe eine ständige Aufsicht und Pflege unabdingbar seien. Der Prozess zur nächst höheren Stufe, der nicht immer auftreten muss, könne fünf bis zehn Jahre betragen.
Eine Verbesserung der Situation sei durch Medikamente möglich, so Kuhlmann. Viele Menschen halten sich selbst nicht für krank und entwickeln ein Selbstbild, das mit der Vergangenheit zu tun hat. »Ich habe schon viele 80-Jährige gesehen, die sich selbst für 50 halten«, erzählt Kuhlmann.

Artikel vom 01.10.2005