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Dichte Qualmwolken über Autowracks

Temperaturmelder am Hochregal lösen Alarm aus - Großübung bei Kerstingjohänner

Schloß Holte-Stukenbrock (ib). Qualmwolken legen sich am frühen Samstagabend über das Gelände der Autoverwertung Kerstingjohänner. Es brennt: Ein Hochregal mit übereinander gelagerten Autowracks steht in Flammen. Temperaturmelder schlagen Alarm. So könnte der Ernstfall aussehen. Zum Glück war es nur ein Übungsfall: Die Freiwillige Feuerwehr Schloß Holte-Stukenbrock führte eine Großübung durch. Die Feuerwehrmänner erwarteten mehrere unterschiedliche Szenarien.
»Die Lage ist eigentlich recht unrealistisch«, erklärt Wehrführer Bernhard Meier das Szenario. »Für das, was wir üben wollen, ist sie jedoch genau richtig.« Eine Person baut in neun Metern Höhe verbotenerweise Ersatzteile aus - und erleidet dabei einen Kreislaufkollaps. Eine weitere Person wird in einem Schrottauto eingeklemmt, in vier Metern Höhe. Und: Ein Hochregal mit vier übereinander gelagerten Autowracks geht in Flammen auf. Diese drei möglichen Einsätze haben Meier und die beiden Einsatzleiter Lothar Bonensteffen und Hermann-Dieter Sonnet inszeniert - natürlich mit Dummies anstelle der verletzten Personen.
Um 17.30 lösen Temperaturmelder am Hochregal Alarm aus, der umgehend die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr alarmiert. Der weiße Ford Fiesta ganz unten im Regal brennt lichterloh, die Flammen schlagen binnen Minuten auf die anderen Autos über. Kühlmitteltanks, Scheibenwaschanlagen und Scheiben explodieren. Wehrführer Bernhard Meier und der stellvertretende Kreiswehrführer Karl-Heinz Berenbrinker analysieren den Verlauf des Feuers. Kurt Kerstingjohänner und sein Sohn beobachten das Verhalten der Temperaturmelder: »Wir haben bislang 500 Sensoren installiert und werden weitere - bis zu 2000 - brauchen«.
Binnen drei Minuten ist das erste Feuerwehrfahrzeug am Einsatzort. »Bei einem Einsatz dieser Größenordnung ist es wichtig, dass die Fahrzeuge zunächst den Bereitstellungsraum ansteuern, Abschnitte bilden und dann ihre Arbeit aufnehmen«, erklärt Einsatzleiter Hermann-Dieter Sonnet die ideale Koordination. Er ist gespannt, wie seine Kameraden die Sache angehen werden. Zwölf Fahrzeuge rücken an, verteilen sich auf die drei Einsatzorte, beginnen ihren Einsatz.
Am Hochregal mit der verletzten Person in neun Metern Höhe wird die Drehleiter ausgefahren. Um die eingeklemmte Person in vier Metern Höhe zu bergen, wird eine erhöhte Arbeitsplattform errichtet, Schere und Spreizer bemüht. Menschenrettung geht immer vor, Brandbekämpfung folgt danach. Die vier Autowracks im Hochregal stehen in Flammen. Auch hier sind bereits drei Feuerwehrmänner bei der Arbeit. Das Feuer ist so schnell gelöscht, dass Wehrführer Bernhard Meier noch ein Wohnmobil für Übungszwecke in Flammen setzen lässt. Atemschutzgerät und Löschschaum kommen so ebenfalls zum Einsatz.
»Die Menschenrettung erfolgte vorbildlich«, bilanziert die Einsatzleitung anschließend. »Es wurde das richtige technische Gerät eingesetzt und die erste Person war binnen 20 Minuten aus neun Metern Höhe geborgen.« Auch die Koordination am Einsatzort erfolgte zufrieden stellend. Bernhard Meier, der mit Kugelschreiber und Notizblock von Einsatzort zu Einsatzort eilte: »Die Kameraden haben fast alles richtig gemacht. Aus den Fehlern, die gemacht wurden, können wir nur lernen«. So hat sich beispielsweise herausgestellt, dass weitere 2-Meter-Band-Funkgeräte für den Kontakt an der Einsatzstelle gebraucht werden.
Insgesamt zwölf Fahrzeuge waren am Einsatzort. 26 Kameraden des Löschzuges Schloß Holte nahmen an der Übung teil. Vom Stukenbrocker Löschzug kamen 22 Feuerwehrmänner und eine Feuerwehrfrau. Sie wussten vorher nicht, wo die Übung stattfinden würde und auch nicht, was sie am Einsatzort erwartet. Die Einsatzleitung und Wehrführer Bernhard Meier formulierten im Anschluss eine weitgehend positive Manöverkritik.

Artikel vom 03.10.2005