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Dicht am Puls der GüWA

Seit 30 Jahren steht Gerda Hüllbrock auf dem Messestand des DRK

Von Stephan Rechlin
(Text und Foto)
Gütersloh (WB). So dicht wie Gerda Hüllbrock (57) ist niemand am Puls der Gütersloher Wirtschaftsausstellung (GüWA). Seit der ersten Ausstellung vor 30 Jahren ist sie mit dabei. Am Stand des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) informiert sie, berät sie oder misst auf Wunsch den Blutdruck.

Die »GüWAÕ75« war an die Stelle der hauswirtschaftlichen Ausstellung »Sie + Er« getreten. Erstmals wurde in diesem Jahr ein Eintrittsgeld in Höhe von einer Mark für Erwachsene erhoben. Damit sollten die »unliebsamen Begleiterscheinungen früherer kostenloser Besuche« fortfallen, heißt es in der neuen Chronik »75 Jahre Michaeliswoche«.
Ob Hauswirtschaftsmesse oder GüWA - das DRK war sowieso mit dabei und meist auch für die Versorgung der unliebsamen Begleiterscheinungen zuständig. Da konnte man in einem Zuge auch gleich einen Stand aufbauen und werben. »Das war damals nicht so komfortabel wie heute«, sagt Gerda Hüllbrock. Die verschiedenen Stände seien durch eine Art Segeltuch voneinander getrennt gewesen. Die »Hallen« waren zwei Zelte, die nicht ganz bis auf den Holzboden reichten: »Der Wind pfiff ganz schön heftig durch.«
Ihren Stand durfte Hüllbrock nur verlassen, wenn es irgendwo einen Notfall gab. Zehn mögen es in den vergangenen 30 Jahren gewesen sein. Kreislaufschwächen, Herzflimmern, epileptische Anfälle. Der Patient wurde notversorgt, bis der Rettungswagen eintraf, dann ging es zurück zum Stand. Ob Besucher oder Händler - gut besucht sei die GüWA schon immer gewesen. In den ersten Jahren aber wären die wirklich großen Firmen noch vertreten gewesen - Miele, die Stadtwerke, Marten. Die würden heute höchstens noch als Sponsoren auftauchen. Mitunter schienen sogar Aussteller aus ganz anderen Teilen der Republik die Mehrheit in den Hallen zu gewinnen. »Doch das ist seit den letzten Jahren zum Glück wieder anders.«
Unvergessen sind für Hüllbrock die Begegnungen mit den Menschen aus der Partnerstadt Chateauroux, die seit 1977 dabei sind. Sie kamen zum Blutdruckmessen rüber, die DRK-Leute bekamen beim Gegenbesuch ein Glas Wein: »Natürlich nach Feierabend.« Eine Tradition, die es übrigens noch immer gibt. Unvergessen ist auch die Reaktion eines älteren DRK-Helfers am Stand auf die Lautstärke, die von der Kirmes herüberschallte. »Wer will es gegen den Italiener von Gütersloh aufnehmen«, brüllte der Mann von Schlüters Boxbude immer wieder in sein Mikrofon, »wer will es gegen den Italiener aus Gütersloh aufnehmen?« »Jetzt reichts, jetzt machÕ ich ihn platt«, nahm sich der Rentner vor. Hüllbrock konnte ihn zurückhalten.

Artikel vom 01.10.2005