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Negativer Trend setzt sich fort

IHK stellt Herbstkonjunkturumfrage in der Firma Wippermann vor

Bünde (-gl-). Der Kreis Herford hat auch in diesem Jahr mit der wirtschaftlichen Entwicklung in Ostwestfalen nicht Schritt halten können. Das hat die aktuelle Herbstkonjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) unter 248 beteiligten Unternehmen mit 20 222 Beschäftigten ergeben. »Das liegt speziell an den Erwartungen der Industrieunternehmen an ihre Geschäftslage, die gegenüber dem vorigen Herbst gesunken sind«, kommentierte IHK-Vizepräsident Dirk-Walter Frommholz am Freitag in der Firma Wippermann im Industriegebiet in Ennigloh, wo die Umfrageergebnisse vorgestellt wurden.

Damit setzt sich der in der Frühjahrskonjunkturumfrage bereits angedeutete negative Trend fort. »Wir können nur auf eine Trendwende hoffen. Jedoch ist diese nur bei entsprechend schnell umzusetzenden Reformen zu erwarten«, betonte der IHK-Vizepräsident. Dringendstes Problem für die Unternehmen sei die Senkung der Lohnnebenkosten auf unter 40 Prozent. Die Unternehmen warteten von der Politik eine zügige Regierungsbildung - und in der Sache, dass die Reformpolitik konsequent weitergeführt wird. Die Sozialsysteme müssten demografiefest und dauerhaft finanzierbar ausgestaltet werden. Deshalb müsse eine Entkoppelung der Beitragszahlung von den Arbeitseinkommen erfolgen. Darüber hinaus sei die Liberalisierung des Kündigungsschutzes dringend erforderlich sowie die Senkung der Unternehmenssteuersätze und Vereinfachung des Steuersystems.
Laut IHK-Umfrage bezeichnen nur noch zwölf Prozent der Unternehmen im Kreis ihre derzeitige Geschäftslage als gut (Vorjahr: 17 Prozent). Ebenso hat sich auch die Erwartungshaltung verschlechtert. Einen günstigeren Geschäftsverlauf prognostizieren nur noch 16 Prozent (Vorjahr: 19 Prozent). Auch die zukünftige Ertragslage wird im Vergleich zum Vorjahr pessimistischer eingeschätzt. Die Ertragshaltung im Vergleich zum Vorjahr ist von minus fünf auf minus elf gesunken.
Trotz der angespannten Umsatz- und Ertragslage hat sich die Investitionsbereitschaft leicht gefestigt: 20 Prozent wollen mehr investieren. Entwarnung auf dem Arbeitsmarkt könne aber nicht gegeben werden. Vielmehr habe sich der Saldo im Wittekindskreis in einem Jahr von minus 17 auf minus 21 verschlechtert. Dirk-Walter Frommholz: »Damit steht zu befürchten, dass noch heftig Beschäftigung abgebaut wird.«
Nicht gerade optimistisch blicken auch die Handels- und Dienstleistungsunternehmen in die Zukunft, meinte IHK-Vollversammlungsmitglied Erland Wippermann. Im Handel bewerten laut IHK-Umfrage 27 Prozent ihre aktuelle Geschäftslage als schlecht (Vorjahr: 20 Prozent), 18 Prozent als gut (Vorjahr: 22 Prozent). »Die Erwartungen sind gedämpft, sind die Umsatzerwartungen doch erheblich zurückgenommen worden. 40 Prozent rechnen mit sinkenden Erträgen und nur 25 Prozent mit Steigerungen«, schilderte Wippermann die Situation. Auch die Beschäftigungsprognose sei negativ: 25 Prozent wollen Personal abbauen und 15 Prozent einstellen. Der Handel befinde sich im Augenblick in einer Strukturkrise, »die mir große Sorgen bereitet«.
Schlechter als im Vorjahr beurteilen auch die Dienstleister im Kreisgebiet ihre Geschäfts- und Ertragslage. Bewerten 14 Prozent die Geschäftslage als gut (Vorjahr: 21 Prozent), so sehen 27 Prozent (Vorjahr: 19 Prozent) sie als schlecht an. Das hat zur Folge, dass 23 Prozent (Vorjahr: elf Prozent) Personal abbauen und nur acht Prozent (Vorjahr: 9 Prozent) Arbeitskräfte einstellen wollen. »Somit sind vom Dienstleistungssektor keine positiven Impulse für mehr Arbeit zu erwarten«, erklärte Wippermann.
Von Januar bis Juli dieses Jahres habe das verarbeitende Gewerbe mit 3,3 Milliarden Euro 1,3 Prozent weniger umgesetzt als im Vorjahr, gab der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Harald Grefe bekannt. »Positiv entwickelten sich erneut die Exporte von 20 auf 30 Prozent«, sagte Grefe. Demnach wuchsen die Ausfuhren im Kreisgebiet gegenüber dem Vorjahr um 3,4 Prozent auf 962 Millionen Euro. Ein Lichtblick: Der Kreis hat mit seiner Exportquote von 29,4 Prozent einen historischen Höchststand erreicht.
Die Zahl der Beschäftigten sank im Wittekindskreis um 2,6 Prozent auf 30 035 Beschäftigte. Grefe: »Die Rationalisierung in den Betrieben hält weiter an, um bei der gegenwärtigen wirtschaftspolitischen Lage am Weltmarkt erfolgreich zu bleiben.«
Viel hänge von der Monostruktur im Kreis ab. »Wenn die Möbelindustrie schnupft, hat der Kreis bereits eine Grippe«, stellte Frommholz dazu fest.
Deshalb sei es wichtig, Betriebe der Wachstumsbranchen in den Kreis zu holen. Frommholz: »Um jeden Arbeitsplatz in der Industrie muss im Wittekindskreis gekämpft werden.«

Artikel vom 01.10.2005