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Gefährliche Fluchten
über die Ostsee

Neue Ausstellung im Gütersloher Stadtmuseum

Gütersloh (joz). Zum 15. Mal jährt sich am Montag der Tag der deutschen Einheit. Das Gütersloher Stadtmuseum nimmt den Termin zum Anlass, um am 3. Oktober, 11.30 Uhr, eine bemerkenswerte Ausstellung zu eröffnen. Unter dem Titel »Über die Ostsee in die Freiheit« werden maritime Fluchten aus der DDR dar- sowie Schicksale und Fluchtmittel vorgestellt.

Das Motto von Museumsleiter Dr. Rolf Westheider - »Der Mensch steht im Mittelpunkt, nicht das Exponat« - wird sich auch in dieser bewegenden Ausstellung wiederfinden. Präsentiert wird nicht nur die eindrucksvolle Sammlung originaler, maritimer Fluchtmittel, es werden auch die Schicksale von Betroffenen beschrieben. Mehr als 5600 DDR-Bürger wagten zwischen dem Mauerbau am 13. August 1961 und dem Mauerfall am 9. November 1989 die Flucht über die Seegrenze. Nur 913 erreichten ihr Ziel in Schleswig-Holstein, Dänemark oder Schweden. Mehr als 4500 Ostseeflüchtlinge verfingen sich in dem Überwachungsnetz der menschenverachtenden Diktatur der DDR. Mehrjährige Haftstrafen waren für die meisten die Folge. Mindestens 174 Menschen kamen bei ihrer Flucht über die Ostsee ums Leben.
Bereits im Frühjahr 1992 erschien im Bielefelder Delius Klasing Verlag das von Bodo Müller verfasste Buch mit dem Titel »Über die Ostsee in die Freiheit«. Das sich nicht zuletzt auf dieses Buch beziehende Ausstellungsprojekt wurde als reichlich besuchte Wanderausstellung im Jahr 2003 in Marienborn (Gedenkstätte der Deutschen Teilung) und 2004 im Bundestag in Berlin präsentiert.
Pünktlich zu der Gütersloher Ausstellung ist ein weiteres Buch bei Delius Klasing mit dem Titel »Hinter dem Horizont liegt die Freiheit« von der Journalistin Christine Vogt-Müller erschienen. Am 22. November um 19.30 Uhr wird Christine Vogt-Müller deshalb im Stadtmuseum Gütersloh eine Autorenlesung abhalten.
Die Begrüßungsrede zur Ausstellungseröffnung am Montag wird Dr. Rolf Westheider halten. Bürgermeisterin Maria Unger und Hermann Ludewig vom Delius Verlag werden ebenfalls Grußworte an die Anwesenden richten. Dr. Volker Höffer, der Vorsitzende des Vereins »Über die Ostsee in die Freiheit« wird in die Ausstellung einführen. »Nach 15 Jahren Deutscher Einheit ist es von großer Wichtigkeit, sich mit diesem Thema zu beschäftigen«, sagt Dr. Rolf Westheider und verweist auf das neue Buch von Vogt-Müller. Es heißt da in einem Zitat von Arnold Dreiblatt: »Ohne die Gegenwart der Vergangenheit haben wir kein Bewusstsein.«
Während der gesamten Ausstellungsdauer werden nach telefonischer Anmeldung Sonderführungen für Schulklassen angeboten.

Artikel vom 01.10.2005