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Trip-Trap Ströhn unterwegs

Fernab der Spitze: unterschiedliche Ziele im großen Feld


Werther (WB). »Der letzte Streckenabschnitt über die Schloßstraße zieht und zieht sich - da merkt man erstmal, wie lang drei Kilometern sein können ...« Maik Hahn, Handballtorwart des Verbandsligisten SF Loxten, sprach im Ziel aus, was viele Hobbyläufer empfanden: Die Herausforderung Böckstiegel-Lauf ist mit dem schweren Anstieg zum 316 Meter hohen Hengeberg noch längst nicht gemeistert. Der lange »Heimweg«, vorbei am Geburtshaus des Namensgebers in Arrode, fordert die letzten Kraftreserven.
Umso mehr genossen die Freizeitjogger am Ziel in Werthers guter Stube den Beifall von Angehörigen und Freunden. Das Beispiel Maik Hahn steht für viele im wachsenden Feld der Volksläufer: »Trip-Trap Ströhn« heißt die Laufgruppe, zu der sich Hahn mit Brockhagener Handballern wie Stefan Filges und Tom Werner zusammengetan hat. Zweimal pro Woche tun sie gemeinsam etwas für die Kondition, hatten sich mit etlichen Einheiten »im Berg« auch speziell auf die 18 km am Samstag vorbereitet. Der Spaß am gemeinsamen Ausdauersport hat unterschiedliche Aspekte: »Mir gefällt die angenehme Atmosphäre unter den Läufern. Außerdem ist das ein super mentales Training, wenn man sich eine lange Steigung hochkämpfen muss«, sagt der ehemalige Zweitliga-Keeper Hahn.
Als er 1981 mit dem TuS Nettelstedt Handball-Europacupsieger wurde, hätte Hartmut Kania vom zweiten sportlichen Meilenstein 24 Jahre später kaum zu träumen gewagt: Am letzten September-Sonntag lief der Wertheraner in Berlin seinen ersten Marathon, Samstag darauf schon wieder die 18 Böckstiegel-Kilometer. Wie er das verdaut habe? »Erstaunlich gut«, wunderte sich der frühere Nationalspieler selbst. »Montag nach Berlin haben die Beine noch ganz schön geschmerzt, Mittwoch im Wald habe ich mir einigermaßen die Müdigkeit aus den Muskeln gelaufen. Es hat sich doch gelohnt, im Sommer manchmal um 5 Uhr früh aufzustehen, um die nötigen Kilometer abzuspulen.«
Die persönlichen Ziele sind ganz unterschiedlich im großen Feld. Für Andreas Berndt, ehemaliger Fußballstratege des SV Häger und mittlerweile in Köln zu Hause, war die »Schlammschlacht« auch eine Entdeckungsreise: »Da waren Streckenabschnitte drin, die ich von unserem früheren Lauftraining noch gar nicht kannte.« Weil er zum regelmäßigen Fußballspielen nicht mehr kommt, joggt er jetzt zweimal pro Woche und bestritt in Werther seinen zweiten Volkslauf. Noch ernster nimmt sein früherer Teamkollege Ralf Milsmann das neue Hobby: Bereits im Vorjahr dabei, verbesserte er seine Zeit von 2004 um drei Minuten. »Um mich selbst etwas unter Druck zu setzen, habe ich für die Active-Winterlaufcup-Serie gemeldet.« Auf dem Fußballrasen der antrittsschnelle Konterspezialist, will Milsmann bei den 10-km-Läufen in Herford und Bad Salzuflen erneut seine Kondition beweisen.
Eindrucksvolles Steigerungspotenzial hat Heiko Redecker gezeigt: Gegenüber seiner Premiere 2004 mit Platz 617 und 1:48:38 Std. drückte der Brockhagener seine Zeit um gut 18 Minuten, die Platzierung auf Rang 294 - und vor allem auch das Körpergewicht: »Die Waage zeigt jetzt nicht mehr dreistellig an«, schmunzelte der groß gewachsene Handball-Keeper im Ziel, wo er von Töchterchen Linja empfange wurde.
Auch Hans Feuß, stellvertretender Vorsitzender des Kreissportbundes und früherer Handballcoach, hatte sich durchgekämpft: »Die traumhafte Sicht wie im Vorjahr hatten wir diesmal leider nicht. Aber unangenehm war nicht das Laufen bei dem Wetter, sondern nur das Warten auf den Startschuss.«

Artikel vom 03.10.2005