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Arena darf gebaut werden

Verwaltungsgericht weist Klagen ab - Nutzung bleibt beschränkt

Von Matthias Reichstein (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Paderborn (WV). Die »paragon arena« in Paderborn kann weitergebaut werden. Am Freitag wies das Verwaltungsgericht Minden im Eilverfahren Klagen mehrerer Anlieger ab. Allerdings bleibt die Nutzung des einmal 15 000 Zuschauer fassenden Fußballstadions und der künftigen Heimat des Zweitligisten SC Paderborn 07 vorerst auf 6000 Besucher beschränkt.

»Der Beschluss schafft Klarheit und ist eine vernünftige Basis für das Bauvorhaben«, kommentierte Bürgermeister Heinz Paus die Entscheidung. Das Verwaltungsgericht kam auf Grund des vorliegenden Gutachtens zu der Entscheidung, die Immissionsrichtwerte seien bei einer Begrenzung auf 6000 Besucher eingehalten worden. Allerdings machte Minden auch deutlich, dass es für Veranstaltungen mit höheren Besucherzahlen nicht ausreiche, die zusätzlich benötigten Parkplätze nachzuweisen.
Hier sei vielmehr ein neues Gutachten erforderlich.
»Auch diese Schwelle werden wir noch überschreiten«, sagte ein erleichterter Klaus Dieter Frers, Chef des Delbrücker Unternehmens »paragon«, Namensgeber der neuen Arena, der sich von der »Deutlichkeit des Urteils« überrascht zeigte. SCP-Präsident Wilfried Finke nannte das Beispiel Kaiserslautern. Das Fritz-Walter-Stadion habe mehr als 40 000 Plätze und verfüge über nicht einmal 200 Parkmöglichkeiten. Hilfe bot auch Paus an. Die Stadt habe schon im Vorfeld deutlich gemacht, dass für Spiele mit mehr als 6000 Besuchern entsprechende Genehmigungen im Einzelfall erteilt werden müssen.
Die Kläger hatten versucht, einen Baustopp zu erwirken. Sie fürchten den Lärm und das Verkehrsaufkommen bei Heimspielen des Zweitligisten. Außerdem reichen ihrer Ansicht nach die 1 300 neuen Parkplätze am Stadion nicht aus. Rechtsanwalt Heinrich Loriz, der die klagenden Anwohner vertritt, kündigte an, Beschwerde gegen diesen Beschluss einzulegen. Der Jurist hält nach wie vor den Stadion-Standort grundsätzlich für falsch, ebenso die Lärmschutzgutachten. »Dazu schweigt aber das Gericht«, stellt Loriz fest. Sollte aber auch die Beschwerde erfolglos bleiben, deutete Heinrich Loriz an, das Verfahren in der Hauptsache nicht mehr zu betreiben.
Die ungewisse Rechtslage in den vergangenen Wochen hat den Verein - wie bereits berichtet - in erhebliche zeitliche Schwierigkeiten gebracht. Fakt ist, dass das Stadion nicht wie geplant zum Rückrundenstart am 22. Januar 2006 fertig wird. In der kommenden Woche muss die Paderborner Stadion-Gesellschaft (PSG) deshalb einen aktuellen Zeitplan aufstellen, um mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) über einen neuen Umzugstermin zu verhandeln. »Wir haben vor der Saison die Auflage bekommen, im Januar 2006 fertig zu sein. Jetzt müssen wir sehen, wie die DFL reagiert«, sagt Martin Hornberger.
Der neue Hauptgeschäftsführer des SC Paderborn plädiert für eine Fortsetzung der Meisterschaftsspiele im Hermann-Löns-Stadion, die Alternative wäre Zweitliga-Fußball auf der Baustelle »paragon arena«. Auf eine komplett fertige Arena bereits Ende Januar 2006 hofft Finke: »Die Infrastruktur in Stadien ist, ähnlich wie bei Möbelhäusern, unkompliziert. Das müsste in drei Monaten zu schaffen sein.«
Ein Termin wurde notgedrungen schon gekippt. Das für den 18. Januar 2006 geplante große Eröffnungsspiel gegen den Rekordmeister Bayern München findet nicht statt, soll aber noch vor Beginn der WM nachgeholt werden.

Artikel vom 01.10.2005