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Lippenstift-Kamera konkurriert
gegen Pistole im Geigenkoffer

»Welt der Spionagetechnik« im HNF - Samstag Lange Museumsnacht

Von Manfred Stienecke (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Paderborn (WV). In die Trickkisten von FBI, KGB und Stasi schauen können Besucher der Ausstellung »Mata Hari, James Bond & Co.«, die an diesem Samstag im Heinz-Nixdorf-Museum eröffnet wird.

Das Ausspähen feindlicher Lager gehörte immr schon zur »hohen« Kunst der Politik. Doch erst die technischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts ermöglichten den Spionen die perfekte und oft perfide Aushorchung und Überwachung ihrer Opfer.
Etwa 200 Objekte aus der Spionagetechnik des 20. Jahrhunderts erlauben jetzt bis zum 27. November im HNF einen Blick in die Welt der Späher und Agenten. Die Sonderschau, deren Exponate im Wesentlichen aus zwei Privatsammlungen stammen, zeigt hochwertige Kameras und leistungsfähige Abhörsysteme, Chiffriermaschinen und Tarnmethoden, wie sie vor allem während des Zweiten Weltkriegs und in der Zeit des »Kalten Krieges« Verwendung fanden. Erstmals überhaupt in einer öffentlichen Ausstellung gezeigt werden die Mini-Kamera »Zeisig 1«, die sich problemlos in der Westentasche verstecken ließ, der Sprachmorse-Generator (»Eiserne Jungfrau«) der Stasi sowie eine russische Chiffriermaschine.
Neben dem »typischen« Agentenwerkzeug wie dem Maschinengewehr im Geigenkasten, dem Musterkoffer zur optischen Verwandlung und dem mobilen Fotostudio für den Dokumenten-Klau sind es aber gerade die Kuriositäten, die den besonderen Reiz der Ausstellung ausmachen. So präsentieren die Vitrinen zum Beispiel ein Fernrohr im Mundspray-Behälter, einen Ring mit Schussfunktion, die in einer Bohrmaschine eingebaute Maschinenpistole oder das Minimesser in einer Erdnussschale. Als »Etuis« für die Geheimkameras dienen je nach Schnüffellage das Feuerzeug, ein Lippenstift, Buch oder Büstenhalter.
Eine prima Gelegenheit, die Exponate in Augenschein zu nehmen, bietet an diesem Samstag die »Lange Museumsnacht« im HNF (20 bis 24 Uhr). Dabei wird der Original-BMW von Pierce Brosnan aus dem James-Bond-Film »Der Morgen stirbt nie« mit Raketenwerfer und ausfahrbarem Drahtschneider vorgeführt, und Doppelagentin »Mata Hari« tanzt im verführerischen Nachthemdchen.

Artikel vom 01.10.2005