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Von Ulrich Schlottmann

Warburger
Aspekte

Zwang zur Wirtschaftlichkeit


Für die Musikschule Warburg beginnt im 38. Jahr ihres Bestehens eine neue Zeitrechnung: Vom heutigen 1. Oktober an wird die Einrichtung als gemeinnützige GmbH geführt.
Anders als bei den Stadtwerken und beim St. Petri-Hospital, die ebenfalls in GmbHs umgewandelt wurden, deren Anteile aber komplett in öffentlicher Hand blieben, handelt sich dabei um eine »echte« Privatisierung. Die Stadt Warburg bleibt zwar mit 3000 Euro am GmbH-Stammkapital (25 000 Euro) Minderheitsgesellschafter und gewährt in einer zweijährigen Anschubphase noch Zuschüsse von 90 000 und 20 000 Euro, zieht sich von 2007 an aber ganz aus der finanziellen Mitverantwortung zurück. Geschäftsführer Thomas Drunkemühle muss dann das erreicht haben, was die Stadt Warburg in den 29 Jahren ihrer Trägerschaft nicht geschafft hat: Er muss aus eigener Kraft »schwarze Zahlen« schreiben. Die Stadt hatte zuletzt jährlich 120 000 Euro zugeschossen.
Als die Musikschule e.V. 1976 von der Stadt übernommen wurde, waren - wie auch heute - finanzielle Gründe ausschlaggebend, allerdings unter anderen Vorzeichen: Der so genannte »Ausgleichsstock«, aus dem der finanzschwachen Stadt Warburg Landesgelder zuflossen, ließ es seinerzeit sinnvoll erscheinen, die Einrichtung unter dem städtischen Dach weiterzuführen, zumal der damalige Trägerverein permanent in finanziellen Schwierigkeiten war. Die Düsseldorfer Geldquelle versiegte aber zunehmend, so dass sie Stadt bei der Finanzierung der Musikschule bald auf sich allein gestellt war.
Mit zeitweise gut 600 Schülern war die Einrichtung ein florierendes »Unternehmen«, aber dennoch ein »Verlustbringer«. So war die alljährlich auftretende und immer größer werdende Lücke zwischen Einnahmen und Ausgaben ein ständiges und ausgesprochen kontroverses Diskussionsthema in den Ausschüssen. Was gab es doch für einen Aufschrei, als Anfang der neunziger Jahre ausgerechnet ein Sozialdemokrat kostendeckende Gebühren gefordert hatte. Die Diskussion war seinerzeit ausschließlich unter sozialen Gesichtspunkten geführt worden, obwohl das Problem eigentlich ein wirtschaftliches war: Hätte die Stadt die Gebühren so angehoben, dass die unter ihrer Trägerschaft entstehenden Kosten gedeckt gewesen wären, so wäre das Ende der Musikschule damit besiegelt gewesen, denn private Musiklehrer boten schon damals günstigere Stunden an.
Die Musikschule Warburg ist natürlich kein Sonderfall, sondern nur ein Beispiel für ein Dilemma, das sich immer wieder zeigt: Die öffentliche Hand schafft es nicht, so effektiv zu arbeiten, wie es erforderlich wäre. Das Tarif- und das Steuerrecht werden oft als Begründungen herangezogen, aber den Erfolg verhindert tatsächlich mehr das mangelnde betriebswirtschaftliche Denken, das - unter dem Druck der Gegebenheiten - auch jetzt nur ganz allmählich Einzug in die öffentlichen Verwaltungen hält.
Thomas Drunkemühle steht mit seiner nun privaten Musikschule von sofort an unter dem Druck, wirtschaftlich zu arbeiten, will er spätestens 2007 die »schwarze Null« erreichen. Die Kosten in den Griff zu bekommen, ist die eine Anforderung, die andere ist, mit einem attraktiven Angebot gegen die Konkurrenz im Markt bestehen zu können. Die Voraussetzungen sind gut: Mit fast 400 eingeschriebenen Musikschülern und einer Einrichtung, die sich in den vergangenen fast 40 Jahren Anerkennung in der Stadt erworben hat, sollten die Ziele erreichbar sein.

Artikel vom 01.10.2005