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Älteste Warburger Tankstelle

Familie Hartmann feiert: Von russischem Benzin zum bleifreien Kraftstoff

Von Jürgen Vahle
Warburg (WB). Die Warburger Tankstelle Hartmann an der Kasseler Straße feiert in diesen Tagen ein Jubiläum. Sie besteht seit 75 Jahren - und ist damit die älteste der Stadt.

Eröffnet wurde sie am 30. September 1930 von August und Johanna Wegener. Damals fuhren in der Stadt ganze vier Autos. Die Warburger tankten vor 75 Jahren noch russischen Kraftstoff der Marke »Derop«.
Der Familie Wegener war der Betrieb der Tankstelle von einer Mineralölfirma schmackhaft gemacht worden. 50 Mark Monatsverdienst war dem Ehepaar in Aussicht gestellt worden. Ein gutes Angebot, zumal mit der Schreinerei, die sie parallel betrieben, in den wirtschaftlich schwierigen 1930er-Jahren nicht viel zu verdienen war.
Das versprochene Ergebnis stellte sich tatsächlich bald ein, denn die Zahl der Autos im Warburger Land stieg an. Außerdem lag die Tankstelle an einer für die damaligen Verhältnisse stark befahrenen Straße zwischen Kassel und dem Ruhrgebiet.
Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, wurde der russische Kraftstoff verboten«, berichtet Inge Hartmann, heute Senior-Chefin. Die Tankstelle wurde eine »Bevaulin Aral«-Station.
Auf die Familie Hartmann war die Tankstelle 1961 übergegangen. Der einzige Sohn der Familie Wegener, Willi, kehrte nicht aus dem Krieg zurück. So wurde die Station an den Neffe Günter Hartmann übergeben. Das Ehepaar Wegener half aber noch lange im Betrieb mit.
Die Tankstelle wurde in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder umgebaut und erweitert. Nachdem die Eisenbahnlinie Warburg-Arolsen Ende der 1980er-Jahre stillgelegt worden war, stand die erste größere Erweiterung an: Die Familie Hartmann kaufte Land hinzu, erneuerte die Zapfsäulen und schaffte erstmals in der Unternehmensgeschichte ein Rekordergebnis: Mehr als eine Million Liter Kraftstoff wurde in dem Jahr verkauft.
1996 mussten die Hartmanns erneut in ihre mittlerweile freie Tankstelle investieren. Grund dafür waren verschärfte Umweltauflagen. Eine Waschstraße und der Tankstellenshop wurden gebaut, die Kapazität auf 16 Zapfsäulen erweitert.
Bis zu seinem plötzlichen Tod im Jahr 2000 führte Günter Hartmann die Tankstelle, die weit über den Warburger Raum hinaus für ihren günstigen Benzin-Preise bekannt ist. Am 1. August 2000 hat sein Sohn Hubertus das Geschäft übernommen.

Artikel vom 01.10.2005