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Pastor zieht sich
in Urlaub zurück

Pfarrer Primus übernimmt Geschäfte

Von Peter Bollig
Gütersloh-Blankenhagen (WB). Pastor Hermann-Josef S. wird in der katholischen Kirchengemeinde Heilige Familie in Blankenhagen keinen Gottesdienst mehr halten.

Während das Paderborner Generalvikariat keine Notwendigkeit sah, den Priester kurzfristig zu beurlauben, hat der Vorsitzende des Kirchenvorstandes in Blankenhagen und Chef des Pfarrverbundes Nordring, Pfarrer Viktor Primus, schnell reagiert. Auf sein Drängen hin hat sich Pastor Hermann-Josef S. beurlauben lassen.
Gleich am Dienstag, als bekannt geworden war, dass sich der Geistliche vor Gericht dazu bekannt hatte, mehrfach mit jungen Männern in derben Formulierungen über Sex gesprochen und mit Minderjährigen Alkohol getrunken zu haben, hat Pfarrer Primus die laufenden Geschäfte in Blankenhagen übernommen. »Es ist nicht tragbar, dass er weiterarbeitet«, sagte Pfarrer Primus auf WB-Anfrage. Weder für die Gemeinde, noch für Pastor Hermann-Josef S. sei es zumutbar, Gottesdienste zu halten. Auch die anderen Tätigkeiten, insbesondere die seelsorgerischen Aufgaben, hat Pfarrer Primus übernommen. Den Religionsunterricht für Kommunionkinder übte Pastor S. schon länger nicht mehr aus, weil seine sehr konservative Art des Unterrichts auf Kritik gestoßen war.
Bis zu der vom Generalvikariat angestrebten Versetzung werde Pastor S. nicht wieder in Blankenhagen arbeiten. Der Priester wolle nun eine Urlaubsreise antreten, die schon längere Zeit geplant gewesen sei, sagte Primus. Am Montag hatte Hermann-Josef S. noch erklärt, er werde seiner Arbeit wie gewohnt nachgehen. »Das war wohl Wunschdenken«, so Pfarrer Primus.
Ein erster Versuch, den Pastor zu versetzen, war nach Informationen dieser Zeitung fehlgeschlagen. Eigentlich sollte Hermann-Josef S. in die Gemeinde St. Vitus in Willebadessen (Kreis Höxter) versetzt werden und dort am 15. Oktober seine Stelle antreten, um ihm ein neues Umfeld zu verschaffen, nachdem er Opfer eines Raubes geworden war (das WB berichtete am Dienstag). In Willebadessen sind aber offenbar die pikanten Hintergründe des Überfalls durch vier junge Männer bekannt geworden, und so ist von dort aus gegen die Versetzung interveniert worden. Das Generalvikariat sucht nun eine andere geeignete Stelle für den Pastor.

Artikel vom 30.09.2005