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Holz begehrte Alternative zu Öl

Bisher schon um ein Drittel mehr Kunden als 2004 - Umgang mit der Motorsäge

Von Monika Schönfeld
(Text und Foto)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). »Die Nachfrage hat sich schon in den vergangenen drei Jahren verstärkt, dieses Jahr aber noch einmal besonders.« Klaus Windhaus vom Forstamt Bielefeld gibt mehr Holzsammelscheine ab, die privaten Waldbesitzer ebenfalls. Seitdem Öl und Gas teurer geworden sind, besinnen sich viele auf ihren Kamin oder Kachelofen und heizen mit Holz. Und das können sie sich in den Waldgebieten in Schloß Holte-Stukenbrocker besorgen.

Paul Mülich vergibt Buchen mit vielen Ästen oder Kronenholz aus dem Holter Wald, der der Familie Tenge-Rietberg gehört. »Ich habe dieses Jahr ein Drittel mehr verkauft als das ganze vergangene Jahr«, sagt Mülich. Er gebe Anweisungen, wie der Baum fallen müsse - alles andere müssten die Kunden selbst machen und ihr eigenes Werkzeug mitbringen. »Viele Stammkunden haben eine kombinierte Heizung.« Pro Raummeter (eine mittelgroße Buche hat etwa zwei Raummeter) zahlen die Selbstabholer 18 Euro, sagt der pensionierte Forstwirtschaftsmeister. Nur ein kleiner Teil des Holzertrages geht in die Möbelindustrie, das meiste in die Spanplatten- und Papierindustrie. Früher haben die Leute bevorzugt in Wegenähe Holz geholt, jetzt müssten sie schon weiter in den Wald gehen.
»Kaum einer heizt ausschließlich mit Holz, das er sich im heimischen Wald holt«, sagt Windhaus. Dafür sei es nun doch sehr aufwändig. Schließlich müsse man sich das Holz holen und zurechtschneiden, dann auch noch lagern können. Vor allem handele es sich um Kronenrestholz, das abgegeben werde, weil es für den Unternehmer uninteressant sei. Fünf bis zehn Euro pro Raummeter werden dafür verlangt. Mit der Motorsäge komme nur in den Wald, der auch einen »Führerschein« dafür hat. Der nächste Lehrgang findet am 26. und 27. Oktober statt - und ist bereits mit 15 Personen ausgebucht.
Frisches Holz müsse zwei bis drei Jahre gelagert werden, damit es den richtigen Brennwert hat, der Schornstein nicht versuppt und der Qualm nicht die Luft verpestet. Die Bürger holen sich das Holz, das sonst als Industrieholz in die Spanindustrie verkauft werde. »Wir haben in Schloß Holte-Stukenbrock viel Wald. Die Holzheizungen sind eine Alternative. Außerdem räumen uns die Holzsammler den Wald auf.«
Das Forstamt Bielefeld, zuständig für die Wälder im Kreis Gütersloh und in der Stadt Bielefeld, bezuschusst die Anschaffung von Heizanlagen für Wohnhäuser, die mit Holzhackschnitzeln oder Holzpellets betrieben werden, weil sie wirtschaftlich auch gut auf die Holzwirtschaft wirken. »Der Run auf die Fördermittel ist riesengroß«, sagt Windhaus. Das bestätigt Yvonne Tölke, im Forstamt Bielefeld Sachbearbeiterin für die Förderanträge. »Dieses Jahr haben uns mehr als 100 Anträge erreicht, laufend gehen neue ein. Aber der Topf ist leer. Jetzt müssen wir den Kassensturz im Dezember abwarten, ob ein Projekt vielleicht nicht verwirklicht worden ist. Dann könnten die Antragsteller, die vorzeitig mit der Maßnahme begonnen haben, noch Fördermittel erhalten«, sagt Tölke. Diese Ausnahmen seien aber streng: Nur wenn die Heizung kaputt und eine Heizanlage unbedingt eingebaut werden muss, könne der Bauherr noch im Nachhinein Geld bekommen. »Die hohen Heizkosten mit Öl oder Gas sind meistens ausschlaggebend, sich eine Holzheizung zuzulegen.« Für eine Anlage bis 27 Kilowatt zahlt das Forstamt 1500 Euro, für größere 55 Euro pro Kilowatt Leistung. Zusätzlich kann man Mittel vom Bund erhalten, die über das Bundesamt für Ausfuhrwirtschaft Eschborn laufen. Für bis zu 27 Kilowatt erhalten Bauherren 1700 Euro, für größere 60 Euro pro Kilowatt Leistung.
»Zur Zeit macht es Freude«, sagt Thomas Heffner, der mit seinem Unternehmen für Sanitär- und Heizungsbau Pelletsheizungen einbaut. Heffner war schon im Fernsehen bei Jean Pütz (»Hobbythek«), als die Heizungen auf den Markt kamen. »Die Anlagen sind nicht ganz billig«, schenkt Heffner reinen Wein ein. »Manchmal scheitert es aber auch an den Räumlichkeiten. Aber die Anlagen sind enorm weiterentwickelt worden.« Seine Klientel sei die, die sich auch für Solaranlagen interessiere. Die Kunden haben sich meist eingehend informiert. »Wie bei einer Ölheizung muss man einen Vorrat haben. Wer nur kleine Mengen abnimmt, zahlt für das Feuerungsmittel mehr.« Der heutige Samstag ist der Tag der Holzpellets. Auch in Schloß Holte-Stukenbrock steht eine Anlage zur Besichtigung in einem Privathaushalt bei Familie Wenske von 10 bis 16 Uhr, Tel. 5381, bereit.

Artikel vom 01.10.2005