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Bauwerke sollen Denkmäler werden

Kulturausschuss empfiehlt, alten Eisenbahntunnel und Ehrenmal unter Schutz zu stellen

Warburg/Dössel (vah). Der ehemalige Eisenbahntunnel unter der Bahnhofstraße und das Ehrenmal für polnische Soldaten auf dem Dösseler Friedhof sollen unter Schutz gestellt werden. Das hat der Kulturausschuss empfohlen.

Der Warburger Rat und der Bezirksausschuss werden nun weiter über die Unterschutzstellung des Tunnels entscheiden. Beim Soldatenehrenmal soll zunächst das Westfälische Amt für Denkmalpflege mit einbezogen werden.
Der ehemalige Eisenbahntunnel, der aus dem Jahr 1888 stammt, ist nach Informationen des westfälischen Amtes für Denkmalpflege das einzige derartige Tunnelbauwerk in Nordrhein-Westfalen, das nach seiner Umnutzung von interessierten Bürgern begangen und besichtigt werden kann. Alle anderen aufgelassenen Tunnel in NRW sind entweder verfüllt oder für die Besichtigung gesperrt.
Er zeichnet sich durch zwei identisch gestaltete Portale aus. Das Bauwerk hat eine Gesamtlänge von 33 Metern und wird von Böschungsmauern an beiden Portalen gesäumt. Durch den Tunnel führte von 1890 an der Bahnverkehr auf der Strecke Warburg - Volkmarsen - Arolsen. Bis in die 1950er-Jahre hinein verkehrten auf dieser Strecke Personen- und Güterzüge, bis in die 1970er-Jahre nur noch Güterverkehr. 1983 wurde der Eisenbahnbetrieb endgültig eingestellt. Die Trasse wird heute als Radweg genutzt.
Dass der Grabstein für die getöteten polnischen Offiziere jetzt unter Denkmalschutz gestellt werden soll, fußt auf einem Antrag von Bündnis 90/Die Grünen. Die Fraktion glaubt ebenso wie die übrigen Mitglieder des Kulturausschusses, dass es sich um ein Denkmal von besonderer kulturhistorischer Bedeutung handelt, wie Fraktionschef Franz-Josef Rose es ausdrückte.
Unterhalb des bereits in der Denkmalliste der Stadt stehnden Ehrenmals für die Dösseler Kriegsopfer befindet sich der so genannte Polenfriedhof. Dort ruhen die Gebeine von 139 gefallenen und gestorbenen polnischen Soldaten sowie einiger polnischer Zivilisten. Ein Großteil von ihnen kam an einem einzigen Tag um - nämlich am 27. September 1944 bei einem Bombenangriff, der irrtümlich Dössel traf. Sie starben in dem Offiziersgefangenenlager (Oflag VI B), das ganz in der Nähe des Friedhofes lag und im dem in der Nazi-Zeit von 1942 bis Kriegsende 2500 polnische Offiziere gefangengehalten wurden. Die Toten des Lagers wurde seiner Zeit in Absprache mit dem Pfarrer des Ortes auf dem Dösseler Friedhof beerdigt.

Artikel vom 30.09.2005