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Maler Mathis
krönte Abend

Zweites Sinfoniekonzert der NWD

Von Wolfgang Günther
Paderborn (WV). »Sinfonisches Engelkonzert« war das Motto des Sinfoniekonzertes in der Paderhalle innerhalb des Festivals »Musica Sacra« in Anlehnung an den ersten Satz der Sinfonie »Mathis der Maler« von Paul Hindemith.

Es war zugleich der Beginn der Konzertsaison mit der Nordwestdeutschen Philharmonie, die unter Dirk Kaftan außerdem Werke von Bach, Händel und Mozart spielte. Das erste Brandenburgische Konzert von Bach als Eröffnungsstück gehörte allerdings nicht zur sogenannten »heiligen Musik«; es spiegelt einen Teil höfischer Kultur der damaligen Zeit wider. Als »Konzert« diente es durch die Vorstellung verschiedener wetteifernder Instrumentengruppen einer gehobenen, recht geistreichen Unterhaltung; und gerade dieses erste der sechs Brandenburgischen Konzerte ist gekennzeichnet von musikantischer Unbekümmertheit. Einfache Dreiklangsmelodien, Akkordtriller, tänzerische Sätze und die abwechslungsreiche Satzfolge sind Ausdruck von diesseitig bestimmter Lebensfreude.
Die Darbietung der NWD war allerdings nicht ganz frei von einigen Schwachstellen; während die Holzbläser als Concertinogruppe ein makelloses Zusammenspiel zeigten, hatten die Hörner anfänglich Intonationsprobleme. Stilistisch etwas fragwürdig waren die vom Dirigenten subjektiv empfundenen dynamischen Schattierungen im ersten Satz. Das Streicherensemble wirkte gegenüber den Bläsern klanglich zu zurückhaltend. So war barocker Glanz nicht immer präsent.
Im Zentrum des Programms standen geistliche Vokalwerke. Petra Hoffmann (Sopran) sang zunächst zwei Arien von Händel (»Eternal Source of Light Divine« und »Let the bright Seraphim«) aus dem »Oratorium Samson«, begleitet mit der vom ersten Trompeter des Orchesters, Andreas Adam, gespielten Solotrompete. Um die hohen Lagen locker zu singen, brauchte sie eine längere Zeit. Durch ihre wenig kräftige Mittellage war Adam - obwohl vollkommen makellos und absolut klangschön spielend - mit seinem Trompetenspiel meistens zu dominierend.
Nachhaltig beeindruckend und warmherzig gestaltend sang Petra Hoffmann die Arie von Mozart »Et incarnatus est«; hier konnte sie ihre Ausdrucksmöglichkeiten auch in exponierter Lage wirkungsvoll und überzeugend einsetzen. Das Orchester begleitete zurückhaltend und mitgestaltend.
Die grandiose Aufführung des Sinfonie »Mathis der Maler« von Hindemith bildete den Schluss des Abends. Das Orchester zeigte sich hervorragend disponiert; dem Dirigenten gelang es jedoch nicht, eine angepasste klangliche Gewichtung zwischen der Blechbläsergruppe und der Streichergruppe herzustellen. Manche Feinheiten der Partitur gingen dadurch leider verloren; dies konnte den positiven Gesamteindruck aber nur wenig schmälern.

Artikel vom 30.09.2005