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»Ich will
eine Chance«

SCP: Jetzt greift Vujanovic an

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WV). Radovan Vujanovic ist verschnupft. Die Nase ist zu, ein Virus hat den Serben erwischt. Sprichwörtlich die Nase voll hat der 23-Jährige zurzeit aber auch vom SC Paderborn 07. »Ich will endlich eine Chance«, klagt der Stürmer im Kader des Fußball-Zweitligisten vor dem Heimspiel des SCP am Sonntag (15 Uhr, Löns-Stadion) gegen Kickers Offenbach.

Eine Möglichkeit, sich zu präsentieren, bekam Vujanovic am Mittwochabend im Bad Lippspringer Kurwaldstadion. Die vollen 90 Minuten ließ ihn Co-Coach Markus Gellhaus im Perspektivteam gegen den BV Bad Lippspringe (2:1-Sieg) stürmen. Vujanovic begann stark, köpfte bereits nach neun Minuten die 1:0-Führung und zeigte danach sofort in Richtung Jos Luhukay. Die Symbolik war eindeutig: »Trainer, hier ist ein Stürmer, der fit ist und trifft.«
In den folgenden 81 Minuten sah man von Vujanovic noch sehr viel mehr, aber nicht mehr viel Gutes: Beste Chancen ließ er ungenutzt, blieb in Zweikämpfen hängen oder übersah den besser postierten Mitspieler - ein Bewerbungsschreiben für eine Zweitligamannschaft sieht anders aus. Ähnlich muss es auch Cheftrainer Jos Luhukay, der gemeinsam mit dem Sportlichen Leiter Günther Rybarczyk die Partie gegen den Landesligisten beobachtete, gesehen haben. »Ich hätte katastrophal gespielt«, gab Vujanovic die Analyse des Holländers in Kurzform so wieder und wehrt sich: »Wir haben zum ersten Mal zusammen gespielt. Außer Roel Brouwers, Markus Krösche und Guido Spork standen nur noch A-Jugendliche oder Spieler der Zweiten auf dem Rasen. Da weiß keiner, wer wie läuft. Da kann man dann auch keinen Zauberfußball erwarten.«
Radovan Vujanovic und der SC Paderborn -Ê das ist seit dem Transfer des Torjägers im Januar 2005 eine unglückliche Verbindung. »Ein junger Spieler mit Perspektive. Für Radovan ist der SC Paderborn das Schaufenster zur Bundesliga«, beschrieb Rybarczyk damals den Neuen von Austria Wien, der als »Spieler des Jahres« kam und mit der Empfehlung von 19 Toren in 14 Ligaspielen verpflichtet worden war.
Auf dem Rasen präsentierte sich zunächst eine nicht austrainierte und viel zu langsame Spitze. Pavel Dotchev setzte ihn in der Regionalliga-Rückrunde zwar elfmal ein, aber nicht einmal über volle 90 Minuten. Aus der Sommerpause kam Vujanovic wesentlich fitter, traf in den acht Testspielen elfmal, als es ernst wurde, ließ ihn aber auch Luhukay draußen. Vier Kurzeinsätze und dreimal gar nicht berücksichtigt -Ê so lautet Vujanovics aktueller Zweitliga-Arbeitsnachweis. In den vergangenen fünf Meisterschaftsspielen stand er sogar nur insgesamt zehn Minuten auf dem Rasen.
Eine Maßnahme, die verwundert. Nicht, weil sich der Strafraumstürmer durch gute Leistungen geradezu aufdrängte, mehr, weil es bis kurz vor Transferschluss (31. August) verschiedene Anfragen gab. Eine konkrete kam vom Süd-Regionalligisten SC Pfullendorf. »Ich war so weit und wollte weg. Durfte aber nicht, weil ich hier gebraucht werde. Gespielt habe ich trotzdem nicht«, ist Vujanovic ratlos.
Das Fass zum Überlaufen brachte wohl die Auswärtspartie am Sonntag in Dresden. Als René Müller nach einer Viertelstunde verletzt runter musste, kam mit Daniel Brinkmann ein Mittelfeldspieler. Der traf zum 1:0 und legte so den Grundstein zum 2:0-Auswärtssieg. Doch verstehen kann's »Rado« dennoch nicht: »Solange wir gewinnen, macht der Trainer alles richtig. Aber wenn ich da schon keine Chance bekommen, wann dann?«
Eine Frage, die nur Jos Luhukay beantworten kann.

Artikel vom 01.10.2005