30.09.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Auf den ersten Blick
war sie meine Traumfrau«

Edith und Fritz Stühmeier feiern heute Goldhochzeit

Von Moritz Winde (Text und Foto)
Löhne (LZ). In diesen Tagen erinnern sich Edith und Fritz Stühmeier besonders oft an die Zeit des Kennenlernens und des frisch Verliebtseins. Kein Wunder, denn das Löhner Ehepaar hat sich vor 50 Jahren das Ja-Wort gegeben und feiert heute die goldene Hochzeit.

Fritz Stühmeier weiß noch genau, wo er seine »Traumfrau« zum ersten Mal gesehen hat: »Ich bin mit Freunden in der Melbergener Kneipe ÝZur LindeÜ etwas Trinken gegangen. Als sie mir das Bier brachte, durchfuhr mich sofort ein Blitz.« Doch der junge Mann war damals trotz großen Interesses viel zu schüchtern, um die hübsche Bedienung anzusprechen. »Das war früher nicht so, dass man gleich zusammen nach Hause ging«, sagt der 80-Jährige.
Nach und nach wurde Fritz Stühmeier dann allmählich mutiger und überraschte Edith mit Blumen sowie Einladungen ins Kino oder zum Essen. »Er hat sich schon richtig ins Zeug gelegt. Seine charmante Art beeindruckte mich«, bescheinigt die gebürtige Niedersächsin dem zurückhaltenden Löhner eine geschickte Taktik beim Kennenlernen.
Doch Edith Stühmeier konnte sich glücklich schätzen überhaupt, die Gelegenheit bekommen zu haben, ihren »Ehemann in spe« getroffen zu haben. Denn der deutsche Soldat wurde während des zweiten Weltkrieges von den Russen gefangen genommen. Eine Rippenfellentzündung kostete Fritz Stühmeier beinahe das Leben. »Da ging es mir richtig schlecht. Ich hatte über 40 Grad Fieber«, erinnert sich der 80-Jährige heute noch mit Schrecken an diese Zeit. Erst ein deutscher Arzt half dem mit dem Tod ringenden Mann und rettete ihm das Leben. 1946 kehrte Fritz Stühmeier schließlich nach voller Gesundung aus der Gefangenschaft zurück in seine Heimatstadt Löhne.
Wenige Zeit später nahm er seine Arbeit als Tischler wieder auf, lernte Edith kennen und heiratete sie 1955 im niedersächsischen Steierberg. »Dort lebte ich mit meiner Familie«, sagt die heute 73-Jährige.
Das Ehepaar musste aber nicht auf die Gäste aus Löhne verzichten. Ein Bus mit 50 Gästen machte sich vor 50 Jahren auf den Weg zur Hochzeit. »Schließlich sollten alle Menschen, die uns wichtig waren, diesen Tag mit uns feiern. Da spielte die Entfernung keine Rolle«, sagt Fritz Stühmeier, der große Augen machte, als plötzlich seine Kollegen von der Freiwilligen Feuerwehr aus Gohfeld, in die er 1940 eintrat, ankamen. »Das war wirklich eine große Überraschung. Das war umwerfend«, schmunzelt Fritz Stühmeier, der heute bei der Feier seiner Goldhochzeit nicht aus dem Gleichgewicht geraten wird. Seine Feuerwehrkollegen erhielten übrigens auch eine Einladung und haben ihr Kommen fest zugesagt.

Artikel vom 30.09.2005