29.09.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Dieste lehnt Gebühren für Sakramente ab

Für Haller Pfarrer passt neue Praxis in Paderborner Kirchengemeinde nicht in die Zeit


Halle/Werther (SKü). Die Erhebung von Gebühren für die Erteilung von Sakramenten wie Taufe, Hochzeit oder Beerdigung sind in der katholischen Herz-Jesu-Gemeinde in Halle kein Thema. Das stellte Pfarrer Joseph Dieste auf Nachfrage dieser Zeitung klar.
Das WESTFALEN-BLATT hatte gestern groß über die katholische Kirchengemeinde St. Heinrich und Kunigunde in Schloß Neuhaus (Paderborn) berichtet, in der die Spende eines Sakraments künftig bezahlt werden muss, hier praktisch die Wiedereinführung der sogenannten Stolgebühr beschlossen wurde, die 1215 von der Kirche abgeschafft worden war. Joseph Dieste zeigte sich von diesem Bericht »sehr überrascht und irritierend«. Der Dechant hält solche Sakramentsgebühren für den falschen Weg, einfach nicht in die heutige Zeit passend. Denn immerhin würden die Gläubigen, die Sakramente empfingen, ja schon in der Regel Kirchensteuer zahlen. Außerdem würden in sehr vielen Fällen bei Sakramenten wie der kirchlichen Trauung auch Spenden gezahlt. »Die nehmen wir als Gemeinde auch weiterhin sehr gerne entgegen«, sagte Dieste.
Eine Hochzeit wird innerhalb des Pastoralverbundes nur in einem einzigen Fall mit einer »Gebühr« belegt. Für eine Trauung in der Kapelle in Stockkämpen zahlen einen Personalkostensatz von 50 Euro die Paare, die von außerhalb des Pastoralverbundes kommen. Von den Auswärtigen soll der Aufwand abgegolten werden, den die Küsterin in Stockkämpen durch Trauungen hat.
Der überzeugte Verzicht auf Sakraments-Gebühren in Halle bedeutet freilich nicht, dass die katholische Kirchengemeinde Halle/Werther finanziell auf Rosen gebettet wäre. Sie lebt im wesentlichen von den Schlüsselzuweisungen des Bistums, die nach einem bestimmten Punktesystem erfolgen. Punkte gibt es für die Anzahl der Gemeindemitglieder, die Zahl der Pfarrheime, Gemeindehäuser, Gottesdienstorte etc.. In 2006 wird der Punktwert bei 1,60 liegen, was 4,2 Prozent weniger Zuweisungen als in 2005 entspricht.
Während das Bistum die Gehälter für Priester und Gemeindereferenten bezahlt, muss die Gemeinde alle anderen Personalkosten aus besagten Schlüsselzuweisungen bestreiten, ebenso die Investitionen. Weil die Zuweisungen und die Rücklage immer kleiner wurde, spart die Gemeinde beim Personal. So wird der Küsterdienst in Halle durch vier Frauen und in Werther durch zwei Männer versehen, wofür Dieste »sehr, sehr dankbar« ist.

Artikel vom 29.09.2005