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Eintauchen in »Pippis« Welt

Astrid-Lindgren-Ausstellung in der Gütersloher Stadtbibliothek eröffnet


Gütersloh (mdel). Zum Auftakt der Astrid-Lindgren-Ausstellung in der Gütersloher Stadtbibliothek mussten die kleinen Besucher gestern Nachmittag eine schwierige Rätselnuss knacken. »Wer kennt alle Vornamen von Pippi Langstrumpf?«, fragte der Oldenburger Pädagoge Matthias Blum, der die Ausstellung konzipiert hat. Obwohl die Seemannstochter laut Blum die »Schutzpatronin aller Kinder« ist, taten sich die kleinen Lindgren-Fans mit der Aufzählung schwer. Doch was soll's? Pippi Langstrumpf selbst hätte wohl auch keine Lust, Vornamen aufzuzählen.
Wer mehr über die schwedische Kinderbuchautorin erfahren möchte, wird in den kommenden 49 Tagen - bis zum 20. November - auf seine Kosten kommen. 26 Veranstaltungen rund um Pippi Langstrumpf, Michel & Co. haben die Astrid-Lindgren-Schule, deren Förderverein, Stadt Stiftung und Stadtbibliothek auf die Beine gestellt, um die »Lebenswelt der Astrid-Lindgren« näher vorzustellen. Zu sehen sind Fotos, die ihre Kindheit dokumentieren, Zeitungsausschnitte, ihre ältesten Bücher, Originalzeichnungen einiger Figuren und vieles mehr. Hinzu kommen Lesungen in verschiedenen Sprachen, Filmvorführungen, Vorträge und ein großer Krachmacher-umzug.
Entstanden ist die Idee, die Ausstellung nach Gütersloh zu holen, im Förderverein der Astrid-Lindgren-Schule. Kassenwartin Simone Tiemann hatte die Sammlung im Urlaub auf Sylt gesehen und war sofort begeistert. So fand die erste Veranstaltung denn auch gestern Morgen auf dem Pausenhof der noch jungen Schule statt. Schulleiterin Barbara Finkemeier zeigte auf, was das Besondere an den Büchern von Astrid Lindgren ist. Pippi Langstrumpf zum Beispiel vermittele Lebenslust und Neugier. »Das steckt uns alle an«, sagte Barbara Finkemeier und verglich das rote Schulgebäude mit der »Villa Kunterbunt«. »In dieser Villa gibt es auch Pippis, Ronjas, Michels und Karlssons. Deshalb verstehen wir Astrid Lindgren so gut.«
In der Stadtbibliothek würdigte die stellvertretende Bürgermeisterin Monika Paskarbies am Nachmittag den unermüdlichen Einsatz der schwedischen Autorin für die Rechte der Kinder und ein friedliches Miteinander. »Das sind Themen, die uns heute immer noch bewegen«, erklärte sie.
Spielerischer näherte sich Matthias Blum der Ausstellung, die in den vergangenen acht Jahren bereits mehr als 100 000 Menschen besucht haben. Er verwickelte die Kinder in ein munteres Frage-und-Antwort-Spiel und erzählte, wie die Geschichten von Pippi Langstrumpf überhaupt entstanden sind. Astrid Lindgren erfand sie, als ihre Tochter Karin im Jahr 1941 einmal krank im Bett lag. Die Geschichten der frechen Seemannstochter wurden vom ersten Verlag sogar abgelehnt. »Man hatte Angst, dass die Kinder genauso werden könnten wie Pippi Langstrumpf«, schmunzelte Blum. Kaum zu glauben, dass eines der bekanntesten Kinderbücher beinahe gar nicht erschienen wäre. In Gütersloh können die Lindgren-Fans jedenfalls bis zum 20. November auf Entdeckungsreise gehen und erfahren, dass Pippi mit vollständigem Namen »Pippi Lotta Victualia Reulgardinia Schokominza Efraims Tochter Langstrumpf« heißt.

Artikel vom 29.09.2005