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Lieber billiges Holz
als das teurere Heizöl

Nachfrage nach Brennstoff aus den Wäldern ist spürbar

Von Anna Klöpper (Text und Foto)
Bad Oeynhausen (WB). Angesichts immer höher werdender Heizkosten durch Öl und Gas besinnen sich immer mehr Bürger auf die ursprünglichste Variante des Heizens: mit Holz. Doch aus den heimischen Wäldern ist - jedenfalls legal - kaum etwas für den heimischen Kamin zu holen.

»Die gut 1 300 Hektar Wald zwischen dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal und Nettelstedt sind fast aussschließlich Privatwald«, sagt Förster Martin Peitzmann. »Und diese Waldbesitzer wollen ihre Parzellen selbst nutzen - eben auch aufgrund der gestiegenen Preise von Öl und Gas.«
Wer jetzt über ein paar eigene Quadratmeter Wald verfügt, ist gut dran, denn: »Die Förster versuchen zwar, die Eigentümer bei der Pflege ihres Waldes zu beraten, denn das Prinzip der Nachhaltigkeit ist uns wichtig. Aber letztendlich können die Waldbesitzer mit ihrem Holz machen, was sie wollen«, sagt Peitzmann. Und so wandert eben das meiste in den häuslichen Kamin.
Für alle mit Ofen, aber ohne eigene Waldparzelle, wird es diesen Winter schwer, an Brennstoff zu kommen. »Interessierte müssten sich an das Forstamt Minden oder den zuständigen Förster wenden«, sagt Martin Peitzmann - dämpft aber im selben Atemzug die Erwartungen: »Die Privatbesitzer geben kaum noch Holz her, und ganze Parzellen sind nur noch zu bekommen, wenn jemand verkaufen will.«
Hat man doch etwas Brennholz ergattern können, muss man aber zunächst einmal sein Geschick mit der Motorsäge nachweisen: »Das Forstamt Minden bietet zweitägige Kurse an - zum eigenen Schutz der Leute.«
32 Euro koste der Meter Baumstamm, sagt Peitzmann, Kronenholz gebe es schon für 12 Euro. »Das lange Holz, also Äste und Baumstämme, legen wir dafür schon fertig zugeschnitten in so genannten Poldern an den Wegrand«, sagt der Förster.
Trotzdem, Heizen mit Holz macht Arbeit: »Der Aufwand ist viel größer als der einer bequemen Öl- oder Gasheizung. Aber wie heißt es so schön: Man wärmt sich sozusagen zweimal am Holz - erst bei der Arbeit im Wald und dann nochmal zu Hause«, schmunzelt der 51-Jährige.
Manche Bürger aber wollen sich dann auch nicht auf die Verkaufsabsichten der Parzellenbesitzer verlassen - und holen sich ihr Holz auf eigene Faust aus dem Wald. »Holzdiebstahl ist leider sehr schwer zu kontrollieren«, bedauert Peitzmann. »Man kann sich natürlich die Autokennzeichen aufschreiben. Aber wenn die Leute nachts kommen, ist man nahezu machtlos.«
Dabei kann Peitzmann unkontrolliertes Wirtschaften in seinem Einsatzbereich gar nicht gebrauchen: »Der Wald hier im Wiehengebirge soll nach und nach vom Niederwald zum Hochwald umgestaltet werden.« Nur noch kurz oder schief gewachsene Bäume sollen herausgenommen werden. Auch wenn die Vorräte an Holz noch reichlich scheinen und die Parzelleneinteilungen unsichtbar: »Holzdiebstahl ist strafbar«, betont Martin Peitzmann.

Artikel vom 29.09.2005