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»Toll, mein Papa fährt nicht zu schnell«

Verkehrssicherheitstage: Geschwindigkeitskontrollen in Levern - Kinder verteilen »Smileys«

Von Dieter Wehbrink
Stemwede-Levern (WB). Das ist ganz schön peinlich für jeden Autofahrer: Nicht nur zu schnell durch die Ortschaft zu fahren und von der Polizei angehalten zu werden, sondern sich noch den strafenden Blicken von Schulkindern ausgesetzt zu sehen.

So jedenfalls erging es gestern Morgen dem einen oder anderen Verkehrsteilnehmer, der zu flott auf der Leverner Straße unterwegs war. Da hieß es dann für die beiden Stemweder Bezirkspolizisten Friedhelm Rodeck und Hartmut Sander: »Kelle raus und rechts heranwinken.« In Höhe des Friedhof-Parkstreifens waren die Erwischten dann fällig. Allerdings hatten sie auch Glück, denn Geldbuße, Punkte in Flensburg oder gar Führerschein-Entzug drohten ihnen - zumindest gestern - nicht. Allerdings wurden sie von den Polizisten auf ihr Fehlverhalten angesprochen. Gleich nach der Ermahnung durch die Ordnungshüter streckten Kinder der Grundschule Levern ihren Kopf durch die Seitenscheibe. Wer sich an die 50 km/h gehalten hatte, bekam einen runden selbstgemalten »Smiley«, benannt nach dem lächenden Gesicht. Die Sünder unter den Autofahrern nahmen mit hochrotem Kopf ein »trauriges« Gesicht entgegen - einen »Weiny«, wie es einer der Erwischten mit Galgenhumor bezeichnete. Allerdings überwog die Zahl der ausgegebenen Smileys bei weitem. »Viele Autofahrer nehmen diese Aktion sogar positiv auf. Sie wissen, dass Kinder hier auf der Leverner Straße besonders gefährdet sind«, sagte Hartmut Sander. Einer hatte an diesem Morgen besonderen Grund zum Strahlen: Es war ein Grundschüler, dessen Vater angehalten wurde. »Papa war nur 40 Sachen schnell«, freute sich der Kleine.
Gemessen wurde von Manfred Spilker vom Straßenverkehrsamt. In Höhe der Apotheke konnten die Autofahrer ihre Geschwindigkeit auf einer großen Tafel bereits ablesen.
»Kinder sehen es anders« heißt das Aktionsprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen, das gestern an der Grundschule Levern umgesetzt wurde. Es geht insbesondere um Verkehrserziehung in Grundschulen. Seit 1998 werden Verkehrssicherheitstage im Rahmen dieses Aktionsprogrammes geplant und unterstützt. Zum Teil in Zusammenarbeit mit der Polizei, der Verkehrswacht, den Verkehrsbehörden sowie den Kommunen organisieren auch die Grundschulen in Stemwede zweijährlich wiederkehrend Aktionstage rund um das Thema Verkehrssicherheit für Kinder. An der Grundschule Oppenwehe sowie an der Grundschule Levern fanden die Aktionen dank des tatkräftigen Einsatzes der Schulleiter und Lehrkräfte statt. Finanzierungsmittel des Landes Nordrhein-Westfalen sowie Verkehrserziehungsmittel des Kreises Minden-Lübbecke ermöglichten es trotz knapper Kassen der Gemeinde Stemwede, unter dem Gesichtspunkt der Aufklärung und Gefahrenverhinderung zum Wohle der Schüler tätig zu werden. An den Aktionstagen wird das Verhalten am und im Schulbus sowie im Straßenverkehr geübt. Die Polizei stellt sich den Kindern vor. Von den Lehrkräften werden Verkehrssicherheitsfilme gezeigt und Lernsoftware am Computer zum Thema Verkehrssicherheit vorgestellt.
Als besonderer Höhepunkt trat der Liedermacher Klaus W. Hoffmann mit Musik, Theater, Pantomime sowie vielen Mitmachaktionen auf. Er zeigte den Jungen und Mädchen, wie sie sich im Straßenverkehr verhalten sollen und welche Verkehrszeichen und Verhaltensregeln zu beachten sind: etwa an Ampeln und Fußgängerüberwegen rechts und links schauen, Abstand zur Fahrbahn halten und vieles mehr. Der Aktionskünstler erklärte die Grundregeln ohne pädagogischen Zeigefinger und ließ die Kinder mitmachen. Das machte allen Kindern Spaß und sie lernten spielerisch, auf Gefahren im Straßenverkehr zu achten.

Artikel vom 30.09.2005