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In Bentfeld fällt weniger Regen

Wetterfrosch Thomas Thissen (37) sammelt Daten über das Klima

Von Silvia Scheideler
Delbrück (WV). Es gibt nichts auf der Welt, über das sich Menschen mehr unterhalten als über das Wetter. Wenn's um dieses Thema geht, hat Thomas Thissen auch immer etwas zu melden. Der 37-Jährige hat eine eigene Wetterstation auf seinem Hausdach und beobachtet haargenau, was das Wetter in Bentfeld macht. Die Daten aus dem Lippedorf kann man sogar im Internet nachlesen.

Auch seine Ehefrau Birgit weiß das Hobby ihres Mannes zu schätzen: »Am Anfang fand ich es ja etwas übertrieben«, lacht sie. »Jetzt bin ich aber froh, jeden Tag die Windrichtung zu kennen. Dann weiß ich, auf welcher Seite ich die Fenster zu machen muss.« Wenn andere Kinder vielleicht frieren oder schwitzen sind die Zwillinge der Familie, Erik und Sophie (3), immer perfekt angezogen. »Vorm Kindergarten wird in der Küche geguckt, was das Wetter so her gibt«, freut sich der Bentfelder, dass seine Familie seine Wetterstation zu schätzen weiß.
Und noch jemand profitiert vom Thissens Hobby: der Hobbymeteorologe Walter Rentel aus Dahl, auf dessen Initiative hin, das Meso-Klima im Raum Paderborn untersucht wird. »Makro-Untersuchung für das Klima auf der ganzen Welt gibt's schon und auch Mikro-Untersuchung für Klimaveränderungen auf kleinstem Raum existieren. Ich will wissen, wie sich das Klima in OWL, von Paderborn über das Eggegebirge hinweg bis nach Bad Driburg entwickelt. Besonders wichtig ist mir die Reliefstruktur«, erklärt Walter Rentel. Vor diesem Hintergrund ist die Außenstation in Bentfeld eine besonders wichtige. Es gibt zwölfeinhalb Stationen, die Informationen für das Projekt Klimadaten Ostwestfalen-Lippe liefern. Walter Rentel, der die Initiative gegründet hat, eröffnete 1999 in Benhausen die erste Klimastation zur Untersuchung des Kleinklimas. Thomas Thissens Geräte liegen 92 Meter über Normal Null, von Bentfeld aus geht's immer weiter rauf, bis zur Messstation Egge (399 Meter über NN), dann ist die Station in Bad Driburg die letzte im östlichen Teil des Messgebietes.
2003 hat sich Thomas Thissen, Diplom-Informatiker an der Universität Paderborn, dem Team aus Wetterfröschen angeschlossen. Das Interesse für Sonne, Regen, Wind und Temperatur verbindet zehn Männer, darunter ein Zahnarzt, ein Telekommunikationstechniker und auch ein Kardiologe. Die Motivationen sind ganz unterschiedlich: »Der eine interessiert sich einfach nur so fürs Wetter, der andere ist Jäger und will wissen, wie er seinen Waffenschrank klimatisieren muss, damit die Waffen nicht rosten. Auf dem Haxterberg interessieren sich die Flieger fürs Wetter«, sagt Rentel.
In Bentfeld kann Thomas Thissen auch den Lippepegel beobachten, da das Landesumweltamt den Pegel misst und die Daten online veröffentlicht. »Wenn's hier regnet, dauert es nicht lange, bis die Welle an der Lippe angekommen ist«, sagt der Hobby-Wetterbeobachter. Die Daten, die die Geräte auf dem Dach der Familie Thissen über Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftdruck, Windrichtung und -geschwindigkeit, Sonnendauer und Regenmenge sammeln, fließen automatisch in den Rechner von Thomas Thissen. Seine Frau und seine Kinder können zusätzlich in der Küche an der digitalen Wetterstation gucken, was das Wetter draußen treibt. So hat der Bentfelder zum Beispiel schon herausgefunden, dass es in seinem Heimatdorf überdurchschnittlich warm ist: »Am 30. Mai war es sogar 35,9 Grad warm.« Regen gibt's in Bentfeld nicht so oft: »Die Wolken regnen sich meist erst in Paderborn aus.«
Im Internet können Interessierte das Wetter in Bentfeld beobachten oder gleich alle Stationen der Initiative unter die Lupe nehmen.
www.ge-o-wl.de
www.wetter.in-bentfeld.de

Artikel vom 08.10.2005