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Sportmuffel auf Trab bringen

Universität liefert Lehrern Ideen

Von Andrea Pistorius
Paderborn (WV). Sport macht schlau und damit auch bequeme Kinder Freude an der Bewegung entdecken, sollen Sportlehrer sie mit aktiven Spielen motivieren. Ideen dafür lieferte eine Fachtagung, die gestern an der Paderborner Universität stattfand.

»Die Sportstunde ist die wichtigste Stunde eines Schultags, und je jünger ein Mensch ist, desto mehr Bedeutung kommt ihr zu«, betonte der Sportmediziner Prof. Dr. Heinz Liesen in seiner Einführungsrede. Er verwies auf jüngste neurologische Forschungserkenntnisse, denen zufolge die Entwicklung des Nervensystems und der Sinnesorgane durch Bewegung angeregt und gefördert werde. Die notwendige Konsequenz aus dieser Tatsache müsse sein, so Liesen weiter, dass in Kindergarten und Grundschule sportliche Aktivitäten höchste Priorität erhalten.
»In der Primarstufe sollte ein tägliches Bewegungsprogramm selbstverständlich sein«, ergänzte der Sportwissenschaftler Erwin Gerlach. Für die Sekundarstufe I empfiehlt er verschiedene Sportangebote zur Auswahl und Oberstufenschüler sollten die Möglichkeit haben, sich für einen Leistungskurs Sport zu entscheiden. »Denn Sport ist nicht nur wichtig für die körperliche Bewegung«, führte er weiter aus, »Sport fördert auch die soziale Kompetenz und die emotionale Stabilität«.
Da Kinder sich grundsätzlich gern bewegen und stets bereit sind, Neues auszuprobieren, sollten Sportlehrer dieses Verhalten im Unterricht kreativ nutzen, empfehlen die Sportwissenschaftler der Universität. Die einfachste Methode, auch das trägste Schulkind auf Trab zu bringen, sei, ihm Spiele anzubieten. Das funktioniere in der Gymnastikstunde ebenso gut wie in der Leichtathletik oder in den Ballsportarten.
Der Leitende Regierungsschuldirektor Reinhard Schmitz von der Bezirksregierung Detmold hat mit Mitarbeitern seiner Behörde an der Fachtagung teilgenommen. Uneingeschränkt unterstützt er das Bestreben der Wissenschaftler, dem Schulsport einen höheren Stellenwert zuzumessen. In der Praxis sind ihm jedoch die Hände zum Teil gebunden, da die Schulaufsicht nur begrenzt Einfluss auf die Gestaltung von Richtlinien für den Schulunterricht nehmen kann.
»Wir kontrollieren jedoch, ob die drei Pflichtstunden Sport pro Woche und Klasse auch tatsächlich stattfinden«, versicherte Schmitz. Wenn Ausfälle gemeldet werden, gehe sein Amt den Versäumnissen auf den Grund und versuche zu helfen. »Wenn Lehrer fehlen, können wir aktiv werden«, sagte Schmitz, »wenn Sportstätten fehlen, können wir nur Appelle an die zuständige Kommune richten«.

Artikel vom 29.09.2005