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Geschichte von gestern für das Morgen

Standortfaktor »History Marketing« macht Ort unverwechselbar und zahlt sich aus

Halle (kg). »Der Ort ist beschildert, die Pfade gekiest, und die Geschichte geschrieben«, stellte Dr. Uwe Heckert kurz fest. Sollte man sich in Halle dennoch weiterhin auf die Spuren der Geschichte machen? Die prompte Antwort des Historikers: unbedingt. Denn Geschichte schreibe Zukunft.

Was hat der Haller Verschönerungsverein aus dem 19. Jahrhundert für die Zukunft der Lindenstadt zu bedeuten? Warum sollte man den Bergbaupfad mitsamt den Pingen und Pütts und dem Katharinenstollen nicht in Vergessenheit geraten lassen? Oder gar die Waldgräber? Der Historiker Dr. Uwe Heckert, der sich zehn Jahre intensiv mit der Haller Historie befasst hat, bevor er im April als Archivar zum Landschaftsverband Rheinland wechselte, sprach Mittwoch in seinem Vhs-Vortrag zur Heimatgeschichte im Haller Bürgerzentrum einen »nicht unwesentlichen wirtschaftlichen Aspekt an«: das »History Marketing«.
Die Geschichte eines Ortes macht ihn unverwechselbar, lokale Traditionen mit ganz eigenem Charakter geben ihm einen guten Teil seiner Identität. Dr. Heckert: »Die Kenntnis des Gewachsenen hilft Bewohnern der Region, sich mit ihr zu identifizieren«. Aus dieser Verbundenheit wachse im besten Fall die Bereitschaft, sich vor Ort zu engagieren, meinte er zu dem Standortfaktor, der sich sogar in Mark und Pfennig auszahle. Selbst »schwarze Flecken auf der Weste« einer Stadt seien keine Gründe, die Geschichte zu verschweigen, riet er zu einer »kommunikativen Offensive«.
»Wohl dem, der weiß, wohin er gehört und wo seine Wurzeln sind«, unterstrich der Historiker. Denn die zunehmende Internationalisierung und Globalisierung erzeuge bei vielen Menschen Unsicherheit.
Die anschließende Diskussion unter den mehr als 50 Zuhörern zeigte deutlich, dass viele Haller ein großes Interesse an der Geschichte ihrer Heimatstadt haben. Darunter ist die »Haller Loge«, die sich um die Restaurierung der Kaffeemühle und ihrer Umgebung kümmert. Darunter sind auch historisch Interessierte, die sich wie Ratsmitglied Thomas Andres nach einer realistischen Möglichkeit zur Verfilmung der Haller Stadtgeschichte erkundigten oder Bürger, die die Erinnerung an die Heimatdichterin Margarete Windthorst und ihr Werk nicht in Vergessenheit geraten lassen wollen.
Für die Volkshochschule Ravensberg griff stellvertretender Vhs-Leiter Hartmut Heinze das Thema auf. Schon im nächsten Semester könnte die Vhs vielleicht eine Art Erzählcafé auf die Beine stellen

Artikel vom 29.09.2005