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»Mutter des Löschzuges«
feiert 90. Geburtstag

Schlesierin Bertel Beyer lebt seit 60 Jahren in Pium

Borgholzhausen (kan). »Mutter des Löschzuges« steht auf der Urkunde, die ihr 1981 unter anderem für ihr Bemühen um die Zusammengehörigkeit der Piumer Feuerwehr-Frauen verliehen wurde. An diese Zeiten erinnert sich Bertha Beyer gerne. Morgen, Dienstag, feiert die gebürtige Schlesierin, die alle Bertel nennen, ihren 90. Geburtstag.

Zur Welt gekommen ist sie am 4. Oktober 1915 in Hönigern. Doch im Alter von elf Jahren siedelte sie mit ihren Eltern und ihrer fünf Jahre jüngeren Schwester nach Breslau um. Dort lernte sie - damals hieß sie noch Bertha Barth - auch ihren späteren Mann Helmut kennen. »Wir sind zusammen ins Theater Liebig gegangen, weil ich Freikarten gewonnen hatte. Dort kamen wir uns näher«, erzählt sie. Mitten im Krieg, im Juni 1943, wurde geheiratet.
Doch ihr Mann musste schnell zurück an die Front. Die Wirren am Ende des Zweiten Weltkrieges brachten ihn nach Borgholzhausen. Ein Freund nahm ihn mit, und mit dem baute er später eine kleine Zweirad-Werkstatt am Bahnhof auf. Seine Frau Bertha musste 1945 aus Schlesien fliehen. Im sächsischen Freiberg hörte sie, dass ihr Mann in Ostwestfalen gelandet war. Sie folgte ihm - schwarz über die Grenze.
»1948 hat mein Mann dann eine Stelle als Autoschlosser bei August Bockstette bekommen, wo er auch bis zur Rente gearbeitet hat«, berichtet Bertel Beyer. Das Ehepaar zog zunächst an die Wellingholzhauser Straße und 1952 in das neu errichtete Feuerwehr-Gerätehaus an der Masch, wo die beiden nicht nur ihre 1958 geborene Tochter Brigitte aufzogen, sondern auch bis zu seinem Tode im Jahre 1983 wohnten.
»Da mein Mann ein aktiver Feuerwehrmann war und sich unter anderem um den Fuhrpark und das Gerätehaus kümmerte, war ich auch immer mitten drin im Feuerwehr-Trubel. Und natürlich haben wir Feuerwehr-Frauen zusammengehalten«, sagt die Jubilarin. Gemeinsam mit Walter Lienert hat die Oma eines Enkels und zweifache Uroma zudem 13 Jahre lang die katholische Seniorengruppe geleitet. Nahezu ein Vierteljahrhundert hat Bertel Beyer bis 1975 für den Würstchen-Hersteller Poppenburg gearbeitet.
60 Jahre lebt sie inzwischen in der Lebkuchenstadt. Borgholzhausen liebt sie, da sie gut aufgenommen worden ist und schnell eine neue Heimat gefunden hat. Aber auch ihre alte Heimat Schlesien hat sie nicht vergessen. Daran erinnert unter anderem ein Bild von Franz Walter. Er hat die Schneekoppe im Riesengebirge verewigt - und die ziert jetzt das Wohnzimmer von Bertel Beyer.

Artikel vom 03.10.2005