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Stromausfall mit Finale -Ê
würzige, »verkehrte Welt«

»Leipziger Pfeffermühle« in der Stadthalle Gütersloh

Gütersloh (joz). Die Kabarettisten der »Leipziger Pfeffermühle« präsentierten am Sonntagabend ihr neues Programm »Verkehrte Welt« in der Stadthalle. Mit viel Witz, politischer Satire und eindringlich-kritischen Liedern wussten sie die rund 200 Gäste im voll besetzten kleinen Saal geistreich zu unterhalten.

Die Globalisierung und der Parteienstreit in der Bundesrepublik Deutschland, Amerikas Kriegspolitik, Europafragen oder Kinderarbeit waren Themen des abendfüllenden Programms. Marco Schiedt als Bier trinkender, arbeitsloser Vater oder Straßenkehrer, Ute Loeck als Mutter oder Geschäftsfrau und Jan Gärtig als der Sohn der Familie, Student oder Jungunternehmer spielten, sangen und stritten mit Texten aus unterschiedlichsten satirischen Quellen. Zahlreiche Lieder wie das von Gärtig gesungene und auf die Politiker gemünzte »Kein Schwein klagt sie an« von Klaus Dannegger, das von Schiedt vorgetragene »Das ist Schily Wurscht« von Lothar Bölck oder das von Ute Loeck intonierte, auf Bushs Kriegspolitik anspielende »Dablju« wechselten sich ab mit Nummern wie »Total global« von Volkmar Staub, »Kleine Türken basteln nicht« von Mathias Wedel oder »Toleranz« von Gerd Weismann und dem die Regie inne habenden Helmut Fensch.
Goethe- und Heine-Zitate komplettierten das Programm, das sowohl von Hartmut Schwarz am Klavier als auch von Steffen Reichelt am Schlagzeug sehr einfühlsam begleitet worden war. Die Darsteller wirkten mit ihrem schauspielerischen Können sehr überzeugend und die mehr als 50-jährige Tradition der im Grunde schon legendären »Leipziger Pfeffermühle« machte sich nicht zuletzt im hervorragenden Zusammenspiel bemerkbar. »Zu DDR-Zeiten waren wir verboten«, berichtete Marco Schiedt, der nach der Vorstellung CDs mit Liedern aus der langen Schaffensphase des Ensembles verkaufte.
Die aktuelle Tagespolitik der Bundesrepublik Deutschland wurde durch eine metaphorische Bombe in einem Koffer persifliert. Nachdem das schwarze, das gelbe, das grüne und das rote Kabel entschärft worden waren, kam es nach einem Zusammenschluss von Schwarz und Rot zu einem Kurzschluss, so dass das Licht ausging. Ein Zeichen von Weitsichtigkeit, bezüglich möglicher Koalitionen in Deutschland? »In ein paar Jahren kaufen wir die heutigen Bundestagsdebatten eh als Comedy-Serien bei RTL«, prognostizierte Schiedt nach dem »Stromausfall mit Finale«. Mit einem vom ganzen Ensemble gesungenen Schlaflied klang der Kabarettabend aus.

Artikel vom 27.09.2005