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Ausbildung für
junge Eltern

In Via startet Modellprojekt

Paderborn (WV). Wenn Frauen früh Mutter werden, dann verzichten sie häufig auf eine Berufsausbildung, um sich ihrem Kind widmen zu können. Damit sie neben ihren Familienpflichten den Einstieg in die Berufswelt und damit die wirtschaftliche Unabhängigkeit erreichen können, hat der katholische Sozialverband In Via ein neues Projekt ins Leben gerufen: Angeboten werden Teilzeitausbildungsplätze.
»Akquise zusätzlicher Ausbildungsplätze für junge Eltern in Betrieben des allgemeinen Arbeitsmarktes« lautet der sperrige, offizielle Titel des Projekts, das am 1. September gestartet ist. Es wird bis Ende 2007 durch EU- und Landesmittel sowie kirchliche Gelder gefördert und hat im Raum Paderborn Modellcharakter. »Wir sind stolz, dass wir es endlich geschafft haben«, äußert sich In Via-Geschäftsführerin Marianne Kaufmann.
In den Frauenberufshilfemaßnahmen des Verbandes waren immer wieder junge Frauen anzutreffen, die wegen früher Mutterschaft ihre Ausbildung verschoben haben. »Irgendwann fährt der Zug allerdings ab«, sind sich die 21 Frauen im Alter zwischen 18 und 27 Jahren bewusst, die sich derzeit in Vorbereitung auf eine Teilzeitausbildung befinden. »Die Frauen möchten dauerhaft unabhängig von Sozialleistungen leben und durch Ausbildung und Beruf selbstständig für ihren Familienunterhalt sorgen können«, berichtet die In Via-Fachkraft Anne Müller, die sowohl die künftigen Auszubildenden als auch Ausbildungsbetriebe berät und begleitet.
»Die Stärke der Frauen liegt in ihrer äußerst hohen Motivation«, weiß Müller. „Sie tragen seit jungen Jahren Verantwortung für ihre Familien und beweisen im Alltag Organisationstalent.« Im Hinblick auf die berechtigten Fragen potenzieller Arbeitgeber fügt Müller an: »Alle Frauen haben ihre Kinderbetreuung doppelt abgesichert, sonst wären sie gar nicht in das Projekt aufgenommen worden. Wenn die Tagesmutter ausfällt oder die schulische Betreuung nicht gegeben ist, ist für eine zweite Möglichkeit der Kinderbetreuung gesorgt.«
Die Berufswünsche der Frauen sind vielfältig und in der Regel suchen sie Ausbildungsplätze mit einer Wochenarbeitszeit zwischen 25 und 30 Stunden. Auch eine Ausbildung im Verbund von zwei bis drei Betrieben ist denkbar. Der Unterricht im Berufskolleg wird individuell geregelt. Beratung erhalten Betriebe und Auszubildende nicht nur durch In Via, auch die Kammern, die Arbeitsagentur sowie die »Regionalstelle Frau, Wirtschaft und Beruf« begleiten und unterstützen die Einrichtung flexibler Ausbildungsmöglichkeiten für bestimmte Zielgruppen. Den Ausbildungsbetrieben werden Zuschüsse zur ohnehin verminderten Ausbildungsvergütung gewährt.
Jetzt werden die ersten 21 Ausbildungsbetriebe gesucht, die jungen Eltern eine Chance geben (Kontakt: Tel. 05251/1228 22).

Artikel vom 01.10.2005