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Wiedersehen
nach 54 Jahren

Besucherin aus Namibia überglücklich

Peckelsheim (thö). Nach mehr als einem halben Jahrhundert, in dem der Kontakt abgerissen war, hat Gisela Sieverling ihre Vettern und Cousinen im Warburger Land wiedergesehen. Vor 54 Jahren war die damals Fünfjährige mit ihren Eltern von Warburg nach Namibia ausgewandert. Mit Hilfe eines WESTFALEN-BLATT-Berichts fanden sie und ihre Verwandten am Sonntag in Peckelsheim wieder zueinander.

Die Verwandtschaft, die heute in Peckelsheim, Warburg, Daseburg und Hagen lebt, hatte am Donnerstag große Augen bekommen, als ihre Heimatzeitung über den Warburg-Besuch der in Afrika verschollen geglaubten Verwandten berichtete.
Die 59-Jährige hatte ihre Geburtsstadt zu diesem Zeitpunkt schon wieder verlassen, ohne auf Spuren ihrer Familie gestoßen zu sein. Sie war mit Ehemann Hagen und der Familie ihrer Tochter in die Lüneburger Heide weitergereist. Glücklicherweise hatte sie am Tag zuvor ihre Handynummer beim WB hinterlassen, und als dort nach der Veröffentlichung die Telefondrähte heiß liefen, konnte der Familie umgehend weitergeholfen werden.
»Ich habe mich riesig gefreut, als schon am Donnerstagvormittag mein Handy geklingelt hat«, erinnerte sich Gisela Sieverling an die ersten Worte, die sie mit ihrer Cousine Klara Eichler (68) wechselte. Schnell habe festgestanden, dass man noch einmal umkehren wolle, um die wiederentdeckten Angehörigen zu treffen.
Als sie am Sonntagnachmittag in Peckelsheim eintraf, warteten im Wohnzimmer von Klara Eichler (68) in der Kampstraße auch Mathilde Vahle (71) und August Meyer (80) aus Warburg. Hermann Wegmann (73) und seine Schwester Margret Thöne (65) waren eigens aus Hagen angereist, um die Cousine aus dem fernen Afrika zu treffen. »Ehrlich gesagt, ich habe niemanden erkannt«, sagte Gisela Sieverling später. »Wie solltest du auch, als ihr aus Warburg weg seid, warst du ja noch klein«, erwiderte Margret Thöne entschuldigend.
Bei ihr sind die Erinnerungen an das »Nesthäkchen« Gisela, mit der sie oft gespielt hat, noch wach: »Ein kleines Blondes warÕs. Sie hat oft versucht, ihren Dickkopf durchzusetzten.« Ob sie genauso ist, wie man sich die verschollen geglaubte Cousine aus dem fernen Afrika vorgestellt habe? »Ja«, sagten die Verwandten kopfnickend, »ein bisschen von früher hat sie noch.«
Jeder hatte Erinnerungen mitgebracht, auf Klara Eichlers Küchentisch stapelten sich Kinderfotos, Fotos der Eltern und Großeltern, ebenso alte Warburger Stadtansichten. Alle hatten sich viel zu erzählen, immerhin hatten die Familien lange nichts voneinander gehört. Als Gisela Sieverlings Vater Josef Wegmann noch lebte, habe es einen regelmäßigen Briefwechsel zwischen den Familien gegeben. »Onkel Jupp war der Kontakt nach Deutschland immer wichtig gewesen«, erklärte Hermann Wegmann, der seinem Onkel »wirklich sehr ähnlich ist«, wie Gisela Sieverling feststellte.
Dass es ein nächstes Verwandtentreffen geben soll, darüber waren sich am Sonntag alle einig. »Wenn ihr Sonnenschein braucht, kommt zu mir nach Namibia«, verabschiedete sich Gisela Sieverling mit einer Einladung.

Artikel vom 27.09.2005