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Kunst lenkt den
Blick in die Natur

Kursus-Premiere im Bleichhäuschen

Rheda-Wiedenbrück (dibo). Wie bremst man den eiligen Radler, um seinen Blick auf die wunderschöne Natur zwischen Steinweg und Aquatunnel zu lenken? Mit Kunst vielleicht...

Nun, die fragilen Installationen, am Samstag im Rahmen des ersten und mehrteiligen Bleichhaus-Kurses »Kunst und Natur« von ambitionierten Teilnehmern rechts und links des Weges phantasievoll in die Natur eingefügt, weckten - kaum waren sie aufgestellt - das Interesse demolierfreudiger Jugendlicher. Die hatten nichts Besseres zu tun, als eins ums andere Werk zu zerstören. In einem Fall stand Kursleiterin Barbara Körkemeier direkt daneben. Doch mag man sich von derlei jugendlicher Dummheit vom Kunstschaffen abbringen lassen? Wohl kaum. Eine großzügig zweistellige Zahl an Exponaten - zum Beispiel ein Drahtgebilde mit neonfarbenen Punkten, eine gelb kolorierte vertrocknete Dolde, ein Pergament bezogener Rahmen mit »Augenausschnitt«, um den Blick auf ein bestimmtes Objekt zu fokussieren - wurde aufgestellt. Die extrem wasserlöslichen Farben waren mit Blick auf den Naturschutz auf Gummi Arabicum-Basis hergestellt worden. Und um sie zumindest optisch der Nachwelt zu erhalten, haben Barbara und Melanie Körkemeier die Open-Air-Ausstellungsstücke - sie werden in einer Bleichhäuschen-Ausstellung zu sehen sein - fotografiert.
Begonnen hatte der Drei-Kursus-Workshop bereits eine Woche zuvor. Der Mindener Künstler Peter Paul Medzech und seine Schüler bearbeiteten unter anderem Steine, an denen die Natur bereits ihre Spuren hinterlassen hatte. Heraus kam ein rundes Ensemble mit fünf Kopf-Skulpturen und bemoosten, nur leicht veränderten Steinen.
Eine ganz andere Auseinandersetzung mit Natur und ihren Strukturen bot wiederum der Kursus von Danuta Karsten. Stundenlang beschäftigten sich die Teilnehmerinnen an zwei Tagen mit amorphen Dingen, zeichneten zum Beispiel mit Bleistift kleine Äste von wildem Wein. Danuta Karsten ging es um das »sensible durch-die-Welt-gehen, um das fixieren auf kleine Momente in der Natur«. Schön wäre es, wenn sie mit ihrem Kursus bei den Menschen »neue Türen aufstoßen« könne, sagte sie. Man benötige kein großes Atelier, keine Staffelei, um sich mit diesen Dingen zu beschäftigen. Im Bleichhäuschen mit seiner »sehr persönlichen Stimmung und der besonderen Architektur« reichten den Kurs-Teilnehmerinnen ein Bleistift, Zeichenpapier und eben eine Kleinigkeit aus der Natur.
Bei der Kursus-Premiere, die durch einen kunsthistorischen Vortrag über Henry Moores »Liegende« ergänzt wurde, sei es nicht darum gegangen, perfekt zeichnen zu lernen. Man habe die Menschen einladen wollen, sich aktiv mit dem Thema »Kunst und Natur« auseinanderzusetzen, erklärte die Leiterin des Bleichhauses, Melanie Körkemeier.

Artikel vom 27.09.2005