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Klangschöne Soli tönen von Gottes Frieden

Starke Stücke: »Sangat Ensemble«

Von Matthias Lüke
Paderborn (WV). Das Publikum war tief beeindruckt, als am Sonntagabend in der Kaiserpfalz die erste Darbietung aus dem Konzertzyklus 2005/2006 der Philharmonischen Gesellschaft Paderborn stattfand. Die international renommierte Kammermusikformation »Sangat Ensemble« spielte »Quatour pour la fin du temps« von Olivier Messiaen sowie das Klaviertrio Es-Dur op. 100 D929 von Franz Schubert.

Der Pariser Klarinettist Chen Halevi, die beiden Berliner Indira Koch an der Violine und Wolfgang Emanuel Schmidt am Violoncello sowie die aus Tel Aviv stammende Pianistin Michal Friedlander sind allesamt Musiker des »Sangat Festivals« im indischen Mumbai unter der Schirmherrschaft von Zubin Metha. In der ersten Konzerthälfte präsentierte das hervorragend eingespielte und Sicherheit ausstrahlende Ensemble Messiaens katholisch inspirierte Werk »Quatour pour la fin du temps«, welches jener in deutscher Kriegsgefangenschaft komponiert hatte. Angeregt durch die Offenbarung des Johannes wird in dem achtsätzigen Stück der Aufstieg des Menschen zu Gottes Ewigkeit und Frieden musikalisch thematisiert.
Besondere Aufmerksamkeit erfuhr dabei die absolut klangrein gespielte Soloeinlage Halevis im dritten Satz: hauchzart geblasene und extrem lang ausgehaltene Klarinettentöne verdeutlichten die irdische Trostlosigkeit und kontrastierten stark zu jubilierenden Vogelgesängen. Der Berliner Schmid entlockte seinem Cello in einer ausgiebigen und äußerst langsamen Phrase im fünften Satz ungemein zarte und liebliche Klänge; entsprechend zu dieser Passage setzte Indira Koch im achten und letzten Satz die Verherrlichung Jesu durch ihr breites, bis zum höchsten Punkt aufsteigendes Violinsolo expressiv um. Bereits hier stand fest, wie treffend die Interpreten harmonierten und wie »rücksichtsvoll« sie miteinander musizierten.
Bestätigt wurde diese Erkenntnis durch Schuberts Klaviertrio Es-Dur op.100 nach der Pause. Der Zuhörer gewann den Eindruck, das themenreiche Kammermusikwerk des Romantikers lebe: Die enorme dynamische Spannweite, streckenweise hochvirtuose und technisch gekonnt absolvierte Klavierparts, angespannte Atmosphäre und anschließendes Aufbegehren im Andante, Liebliches im Scherzo und ein facettenreiches Finale wurden intensiv und stimmungsgeladen umgesetzt.
Unter dem Aspekt der Hörgewohnheit erwies sich die Reihenfolge der beiden Stücke als sinnvoll und angenehm kontrastierend. Zu Recht wurde die Leistung des »Sangat Ensembles« nach erfolgreicher Darbietung mit intensivem Applaus honoriert. Das Konzert erklang eingebunden in das »Musica sacra«-Festival 2005 und kann zu dessen Höhepunkten gezählt werden.(Kultur)

Artikel vom 27.09.2005