24.09.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Schieder verdoppelt
seine Investitionen

Möbelriese macht höheren Umsatz als die Branche

Von Bernhard Hertlein
Schieder (WB). Europas größter Möbelhersteller richtet sich auf neues Wachstum ein. 2003/04 und 2004/05 hatte die Schieder-Gruppe insgesamt 40 Millionen Euro investiert. In den kommenden beiden Geschäftsjahren wird sie diesen Betrag auf 80 Millionen Euro verdoppeln.

Während sich der geplante Bau des russischen Werks verzögert, fließt ein Großteil des Geldes in neue Fabriken in China und Rumänien. Die vergangenen zwei Jahre hat Schieder nach Angaben von Geschäftsführer Franz-Josef Golüke genutzt, um Schulden abzubauen. Ende März lagen die Nettoverbindlichkeiten bei 145 Millionen Euro und damit um 14 Millionen unter Vorjahresniveau. Auch durch die Ausgabe von Genussscheinen erhöhte sich die Eigenkapitalquote von 23,6 auf 28,6 und bis Ende Juni sogar auf 30,02 Prozent.
Gleichzeitig hat Schieder bei der Belegschaft in den vergangenen Wochen mit Standortsicherungskonzepten klar Schiff gemacht. Die 571 Beschäftigten in den beiden Werken 1 und 23 am Stammsitz in Schieder sowie bei den PM Möbelwerken in Steinheim arbeiten flexibler und unterm Strich für weniger Geld. Im Gegenzug investiert die Möbelgruppe in die beiden Standorte und sichert die Arbeitsplätze bis mindestens 2008. Insgesamt zählt Schieder 11 331 Mitarbeiter. Von den 1800 Beschäftigten in Deutschland arbeiten 1500 in Ostwestfalen-Lippe.
Weniger ist oft mehr: Mit dieser einfachen Regel hat der Konzern außerdem seine Transportschadenquote in sieben Monaten um die Hälfte reduziert. Wie Golüke am Freitag anlässlich der gleichzeitig mit der M.O.W. stattfindenden Hausmesse erläuterte, hat Schieder gemeinsam mit der Logistikfirma Thiel ein System entwickelt, nach dem die Möbel auf dem Weg von der Produktionsstätte zum Endkunden nur noch einmal umgeladen werden.
In dem Ende Juni beendeten ersten Quartal 2005 gelang es Schieder, den Umsatz um 3,6 Prozent zu steigern. Damit schnitt die Unternehmensgruppe besser ab als die Branche (plus 2 Prozent) und sogar deutlich besser als die Sparte Wohn-, Ess- und Schlafzimmer-Möbel (minus 4,3 Prozent). Entgegen dem Branchentrend liefen bei Schieder Wohnzimmer-Möbel besonders gut.
Im Geschäftsjahr 2004/05 war der Umsatz durch Ausgliederung einer Metallproduktion in Italien unter die Eine-Milliarde-Euro-Grenze auf 972,5 Millionen Euro gerutscht. Der Anteil des Auslandsumsatzes erhöhte sich von 36 auf 38 Prozent. Sehr positiv entwickelten sich mit einem Plus von jeweils 28 Prozent die Märkte in Großbritannien und Polen. Stark im Geschäft ist Schieder laut Golüke auch in Österreich und der Schweiz. Erstmals machte der Konzern auch eine wenigstens relative Angabe zum Ertrag. Danach erhöhte sich das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) um vier und das Ergebnis vor Steuern um 9,2 Prozent. Dies gelang trotz gestiegener Materialpreise. »Allein die Preise für Rohspanplatten sind im vergangenen Geschäftsjahr um zwölf Prozent gestiegen«, erläuterte Golüke. In China hat Schieder inzwischen bei der Millionenstadt Changzhou ein 60 000 Quadratmeter großes Areal erworben. Spätestens am 1. April 2006 soll das neue Werk mit 300 Mitarbeitern in Betrieb gehen. In Rumänien ist der erste Investitionsabschnitt für eine Polstermöbelfabrik mit 200 Beschäftigten bereits im Bau.

Artikel vom 24.09.2005