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»Das war ein unwürdiger Abschied«

Enttäuschter »Eddi« Schneider lässt Frust freien Lauf - Garner und Nicol ohne Verständnis

Paderborn (en). Als seine PSC-Kollegen auf dem Glascourt den Europapokalhattrick perfekt machten, betrieb Edgar Schneider im Außenbereich des Ahorn-Sportparks Frustabbau der eigenen Art. »Eddi« blieb der Teampräsentation vor dem Finale fern und mischte sich erst kurz vor der Siegerehrung, begleitet von Sohn Ron Liam (elf Monate), wieder unter Seinesgleichen.
Kein versehentlicher Fauxpas, sondern bewusstes zur Schau tragen des persönlichen Gemütszustandes. »Ich bin am Freitag nach dem Halbfinale verabschiedet worden, also gehöre ich heute nicht mehr zur Mannschaft«, flüchtete sich der 31-Jährige in Sarkasmus. Was das Paderborner Urgestein so außerordentlich frustrierte, ist klar. Zu sehr hatte sich der künftige Wormser einen standesgemäßen Abschied gewünscht, als dass er seine Nichtberücksichtigung für die Endspiel-Formation ohne weiteres hätte hinnehmen können: »Ich wollte nochmal Matchwinner sein und bin nun doch nur ein Statist.« Andreas Preising, Norman Farthing sowie »Spielertrainer« Tim Garner entschieden sich nach der freitäglichen Besprechung für Lars Osthoff, gegen Edgar Schneider und ernteten vom Ausgebooteten nicht den Ansatz von Verständnis. »Nach 25 Jahren, in denen ich für den PSC regelmäßig die Kohlen aus dem Feuer geholt habe, war ich fest davon ausgegangen, in einem so wichtigen Spiel dabei zu sein. Nicht nur aus Respekt vor meinen Leistungen, sondern auch, weil ich in den vergangenen Wochen sehr hart gearbeitet habe und richtig gut in Form bin.« Das jedoch sahen die Entscheidungsträger anders und so musste sich Schneider bei seinem letzten Turnier im Paderborner Trikot mit einem Vorrundeneinsatz gegen Wien begnügen. »Das ist ein ganz bitteres Ende, ein unwürdiger Abschied«, sagte Schneider, der vor allem eine plausible Begründung für die Nicht-Nominierung vermisste: »Selbst Leute, die mir sportlich nicht so wohl gesonnen sind, waren total erstaunt, als sie erfahren haben, dass ich nicht spiele.«
Allein der Final-Erfolg gegen die topgesetzten Ungarn nimmt den Argumenten des scheidenden Urgesteins den Wind aus den Segeln. Unabhängig davon, dass Lars Osthoff seine Partie an Position vier mit 0:9, 3:9 und 2:9 gegen András Török verlor. »Wir sind Europapokalsieger, also haben wir alles richtig gemacht«, sagte Tim Garner und schiebt eine Begründung nach: »Edgar hat nicht genug gemacht, um sich für diesen Platz im Team aufzudrängen. In der ganzen vergangenen Saison hat Lars auf einem höheren Niveau gespielt.« Auf Verständnis von Paderborns Nummer eins wartete Schneider ebenfalls vergeblich. »It's a shame«, sagte Peter Nicol: »Edgars Verhalten ist eine Schande. Aber das ist sein Problem.«
Bleibt »Eddis« Kritik an Zeitpunkt und Rahmen der Verabschiedung: »Ein Weizenglas mit der Gravur 'Wir sagen Danke schön, Eddi', überreicht im Anschluss an das Halbfinale und damit kurz nachdem ich erfahren hatte, dass das Endspiel ohne mich stattfindet. Da hätte ich von einem so professionell geführten Verein wie dem PSC mehr erwartet.« Entsprechend kurz fasste er sich bei seinen letzten Worten ans PSC-Publikum. Seinem Vater Klaus Schneider blieb Edgars ernüchternder Samstag übrigens erspart: »Der hatte schon vor mir und über drei Ecken davon gehört, dass ich nicht spiele und sich in den Urlaub verabschiedet.« Was Edgar Schneider mindestens genauso irritierte wie die Informationsquelle seines Vaters: »Bevor ich wusste, ob ich nominiert werde, bat mich eine Mitarbeiterin am Freitag, doch schon mal Trikots und Trainingsanzug abzugeben. 'Wieso das? Es kann doch sein, dass ich nochmal spiele', habe ich erwidert.« Er spielte nicht.

Artikel vom 26.09.2005