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Hattrick für den PSC:
Auf »TG« ist Verlass

Paderborner Squash Club gewinnt Europapokal

Von Elmar Neumann
(Texte und Fotos)
Paderborn (WV). Ob sich ein Squasher ökonomischer auf die European Club Championships vorbereiten kann? »Ich habe letzte Woche bei den Norwegian Open in Oslo gespielt. Das war mein erstes Turnier in diesem Jahr«, gestand Tim Garner nach dem ECC-Finale gerne ein. Der routinierte Brite in Diensten des Paderborner Squash Club erzielte mit minimalem Aufwand maximalen Ertrag. Garners Satzgewinn gegen Landsmann Joey Barrington bescherte den PSC-Herren im Europapokalfinale gegen Rózsadombi Sport Egyesület nämlich nicht weniger als den kontinentalen Titel-Hattrick. Effektiver geht's wirklich nicht.

Tim Garner? Da war doch was. Genau. Bereits beim ersten Paderborner Europapokaltriumph vor zwei Jahren blieb es »TG« vorbehalten, die entscheidenden Punkte zu sichern. Damals behielt der 35-Jährige im dänischen Odense gegen den Londoner Marc Cairns die Nerven. Ein 3:1-Sieg war Pflicht, 3:0 ging's aus. Am Samstag gegen die topgesetzten Europacup-Debütanten aus der ungarischen Hauptstadt war die Ausgangslage deutlich komfortabler.
Nach einer glatten Niederlage von Lars Osthoff (0:3 gegen András Török) und zwei eben solchen Siegen von Stefan Leifels (9:0, 9:6, 9:6 gegen Peter Genever) und einem unfassbar formstarken Peter Nicol (9:1, 9:0, 9:1 gegen Marcus Berrett) fehlten dem PSC im abschließenden vierten Einzel gegen Joey Barrington zehn Punkte oder ein Satz. »Die Anspannung war aber genau so groß wie in Odense. Das Wichtigste ist in einem solchen Fall, dass man nicht darüber nachdenkt, um was es geht«, verriet Garner seine Strategie. Eine Erfolgstaktik, die zunächst nicht greifen wollte. »Als es 0:4 stand, habe ich mich gefragt: Wo bekommt Tim jetzt die fehlenden zehn Punkte her?«, gab Paderborns Vorsitzender Andreas Preising einen Einblick in sein Gefühlsleben. Dem Protagonisten erging es nicht anders: »Ich dachte, ich mache keinen Punkt mehr.«
Zum Glück für den sportlich, aber vor allem auch organisatorisch überzeugenden Gastgeber bewahrheiteten sich Garners Befürchtungen nicht. Er nutzte Nicols Steilvorlage (Preising: »Peter hat gegen Berrett sensationell gespielt«), gewann den Durchgang mit 9:5, ließ sich die weiteren beiden Sätzen schenken und sich erneut als Matchwinner feiern. Ein Ende, das Garner zu Beginn des Turniers nicht zu prophezeien gewagt hätte. Insbesondere der Ausfall von Lars Harms, der unter den Folgen des Burn out-Syndroms leidet und derzeit in London als Personal Trainer sein Geld verdient, erschien zu schwerwiegend, um den europäischen Thron ein zweites Mal erfolgreich zu verteidigen. Garner weiß aber auch: »Eine Mannschaft, in der Peter Nicol spielt, hat immer eine Siegchance.« Das ist spätestens seit Samstag auch dem aufstrebenden Zungenbrecher aus Ungarn klar.
Neben den PSC-Herren (die Reserve wurde nach einem 3:1 gegen Ylivieska Elfter) und den Damen des 1. SC Bordesholm (Final-Erfolg gegen Pontefract) hatte nach dem Turnier-Ende im Ahorn-Sportpark vor allem die Randsportart selbst allen Grund, sich als Sieger zu »fühlen«. Die wurde von den Organisatoren um Turnierdirektor Norman Farthing in einer Form präsentiert, wie sie bislang noch kein Gastgeber zu realisieren vermochte. »Der Paderborner SC hat mit diesem Turnier einen neuen Standard gesetzt. Das war die beste Veranstaltung in der Geschichte dieses Wettbewerbs. Malmö wird es als Ausrichter im kommenden Jahr sehr schwer haben, ein vergleichbares Niveau zu erreichen«, bemühte auch Chris Stahl, Chef der European Squash Federation, Superlative, um seine Eindrücke in Worte zu fassen. Ein Lob aus berufenem Munde, das Andreas Preising sogleich an seine Hundertschaft freiwilliger Helfer weitergab: »Es macht mich stolz, Anführer eines solchen Vereins zu sein.« Dabei ging der unermüdliche Preising einmal mehr mit bestem Beispiel voran. Selbst hohes Fieber hielt den Vorsitzenden nicht davon ab, heiß auf Squash zu bleiben.

Artikel vom 26.09.2005