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Von dynamischer Schlagkraft

Domchor und Domkantorei präsentierten »Die Schöpfung« von Haydn

Von Andrea Auffenberg
Paderborn (WV). Mit der Aufführung von Joseph Haydns dreiteiligem Oratorium »Die Schöpfung« erlebten die Besucher am Freitagabend im gut gefüllten Hohen Dom ein erlesenes Konzert facettenreichster Interpretationsqualität.

Unter der versierten Leitung von Theodor Holthoff setzten Domchor sowie Domkantorei zusammen mit Mitgliedern des Niedersächsischen Staatsorchesters Hannover einen glanzvollen Höhepunkt bei den diesjährigen Musica-Sacra-Festspielen.
Das Werk über die Schöpfungsgeschichte, das das internationale Publikum seit der Uraufführung 1798 in Wien begeistert, schildert das göttliche Sechstagewerk in feierlicher und gleichzeitig ermahnender Sprache - ein vom Jahrhundert der Aufklärung geprägtes biblisches Oratorium von bewegender Ausdruckskraft.
Unter Holthoffs zügigem und exaktem Dirigat erstanden weit geschwungene musikalische Bögen von bestechender Präzision. Von Beginn an präsentierte sich der glänzend vorbereitete Chor als flexibel agierende Einheit mit sicherer dynamischer Schlagkraft gerade bei den großen Chorpartien. Hierbei leistete das diszipliniert spielende Orchester stilgerechte Unterstützung, die sich dann besonders in der formvollendeten Begleitung der Arien transparent entwickelte. Unter den Solisten ist zunächst Stephan Adam mit seinem charakteristischen Bass hervorzuheben. Er sang seine Partien als Raphael und Adam kraftvoll und überzeugend, wobei besonders die klare Artikulation hervorstach. Ihm zur Seite stand Tenor Jörg Nitschke als Uriel, welcher zwar verschwommener artikulierte, jedoch gerade mit seinem mühelosen und strahlenden Timbre auf eine dezente Ausgewogenheit von dramatischen Spitzen und erzählender Gesanglichkeit zielte.
Carmen Fuggiss hatte zwar gelegentlich Schwierigkeiten mit den akustischen Gegebenheiten, erstaunte jedoch mit ihrem leuchtenden, samtigen Sopran als Ga-briel und Eva besonders in den Arien, wobei sie die schönen Koloraturen intonationsfest mit vorzüglich geschultem, vollem Timbre gradlinig und souverän meisterte.

Artikel vom 26.09.2005